Anamorphe Objektive - Sammelthread

  • Das Thema ist hier im Forum offenbar nicht wirklich relevant, aber ich kann ja mal einen Sammelthread machen, da es nicht soooo viele Veröffentlichungen gibt.


    Sirui, die bereits für APS-C (MFT etc.) anamorphe Objektive mit Faktor 1,33 zu humanen Preisen herausgebracht haben, wagt sich nun in den Vollformatbereich. Aktuell gibt es eine Kickstarter Kampagne für ein 50mm T2.9 anamorphes Vollformat mit Faktor 1,6. Auch mit zeitgemäßen Bajonetten wie L-Mount ohne Adaptergefummel. Gerade die S1H hat anamorph jede Menge zu bieten und bisher sah es da mit nativen Objektiven richtig dünne aus.


    Der Kickstarter Preis von 1199 Dollar (vermutlich 1399 Dollar für Normalkäufer) ist auf den ersten Blick eine Ansage wenn man mit Vazen (50mm 8.000 Euro) oder mit Atlas Orion (50mm 9.000 Euro) vergleicht. Aber ich denk mal die sind technisch nicht vergleichbar. Immerhin kommt aber scheinbar Bewegung in den Vollformat Bereich, auch eine Firma namens "Great Joy" macht derzeit Kickstarter für ein anamorphes FF 60mm T2.9 mit Faktor 1.33 (mittels Adapter auf Faktor 1.8 erweiterbar) und einem fast unglaublichen Preis von 750 Dollar. Noch dazu ist das Objektiv von der Größe her mit den Vazen/Atlas Teilen vergleichbar und daher nicht für run&gun Shots brauchbar.


    Das 50mm Sirui APS-C hatte ich mal für die GH5, war aber nicht so meins. Der Look des Bildmaterials ist einfach nicht wirklich schön in meinen Augen. Blaue Flares sind eben nicht die Definition von "anamorph". Es wirkte einfach viel zu sehr digital, zu scharf, zu neumodisch, nicht Kino like. Auch die ersten Bildeindrücke vom Vollformater sehen nicht "besser" aus, die Flares sind mittlerweile sogar übertrieben und gehen ins störende über. Fast möchte man nachts Situationen wie Autolichter beim filmen vermeiden. Das Great Joy gefällt mir da schon viel besser vom optischen Output, auch die Flares viel dezenter wie sie sein sollen, praktisch kinolike, ist aber ein Klopper an Objektiv. Trotzdem kann ich mir das auch angesichts des Preises für meine S1H vorstellen.


    Nun aber alles in bewegten Bildern:


    Great Joy 60mm Vollformat

    https://youtu.be/rFRqP0lZExk


    Sirui 50mm Vollformat

    https://youtu.be/8p6lW0DiD3Y

  • Das Sirui 50mm T2.9 ist nun veröffentlicht und viele Indiegogo Unterstützer haben das Objektiv bekommen. Zum Teil gibt es das Objektiv auch schon im Einzelhandel für 1.499 Euro. Und jede Menge Videos bei Youtube. Preislich natürlich auf den ersten Blick ein Kracher, die nächsten anamorphen Vollformatobjektive beginnen bei 9.000 Euro. Pro Stück. Auf den zweiten und dritten Blick kommt dann die Ernüchterung.


    Im Vergleich zum Pre-Production Modell scheint Sirui die Flares ein wenig entschärft zu haben, trotzdem ist es immer noch zu viel, wohl eine Anbiederung an den anamorphen Hobbyfilmer, der wie man in den Kommentaren liest vor allem die Flares immer begeistert lobt. Also gibt man ihm die volle Kanne. Dabei produziert das Objekt dann auch hässliche Bildfehler, die ganze Szenen zerstören.


    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/sirui_1dkk5g.png]


    Screenshot stammt aus dem einzigen Video Review was die Mängel deutlich anspricht. Tito von "Anamorphic on Budget". Den spherical Normallook hatte ich ja bereits im 1. Posting angesprochen. Es sieht überhaupt nicht nach anamorph aus, das Bokeh ist stinknormal und nicht mal besonders, da hat ein 50 Euro Helios 58mm ein um Längen besseres Bokeh, die Flares schlicht zu viel, zu präsent und Bildfehler erzeugend. Die Linse ansonsten viel zu scharf für einen cineastischen Look. Das größte Problem dagegen was auch schon die MFT Versionen aufgrund ihres besonderen Fokusmechanismus haben ist, dass je nach Schärfeebene der Squeeze sich ändert. Damit ist das Objektiv für ernsthaftes filmen praktisch erledigt. Auf Infinity Focus hat das Objektiv den beworbenen 1.6 Squeeze, auf 75cm Entfernung plötzlich nur 1.51. Folge...man kann sich aussuchen welche gefilmten Szenen in der Post Production beim Desqueeze fehlproportioniert werden. Die mit IF oder die Close-ups. Die Umgehungskrücke einfach in der Post 1.55 für alles zu nehmen, hilft auch nicht wirklich weiter. Gerade bei Close-ups mit Gesichtern fällt auch dieser falsche Desqueeze auf, weil das Gesicht zu oval oder zu breit ist.


    Wer "Don't look up" bei Netflix gesehen hat, sieht den Unterschied. Auch und vor allem was die Flares angeht. Gedreht wurde der Film mit den anamorphen Atlas Orion Objektiven. Das 6er Set hätte ich gern ;), 49.000 Euro sind mir aber bisschen zu viel. In den 2 1/2 Stunden sieht man weniger und sanftere Flares als in allen 60-90s Filmchen auf Youtube mit den Sirui Dingern. Das zeigt gut worauf es den Sirui Käufern ankommt und Sirui hat geliefert. Weil ohne die Flares bliebe sonst nur ein arschteures Normalobjektiv.


    Offensichtlich kann man für so wenig Geld keine guten anamorphen Vollformatobjektive konstruieren. Für den Hobbyfilmer der Opa sGeburtstag anamorph filmen will mag das reichen. Mehr nicht.


    Das Great Joy ist noch in der Endphase der Crowdfundingkampagne. Der optische Output gefällt mir zwar und ist schon deutlich mehr an dem Look der 9.000 Euro Objektive, allerdings gibt es da auch schon schlechte Aussichten. Der normale Objektiv hat nur einen 1.33 Squeeze. Normal wären 2.0. Mittels eines Adapters von Great Joy, der übrigens wie der von SLR Magic bei anderen Objektiven verwendet werden kann, bekommt man zwar einen guten 1.8 Squeeze, allerdings ist der "Vorbau" mit Objektiv und Adapter satte 1,8kg schwer und da der wichtige Single Focus bei so einer Kombi nur am Adapter funktioniert, sind von der Griffhaltung her run&gun Shots eigentlich nicht möglich, auch vom Gewicht her. Consumer Gimbals werden sich mit dem Vorbau nicht ausbalancieren lassen. Also eher eine Stativ/Dolly Lösung.

  • Der Markt für preislich erschwingliche anamorphe Objektive kommt weiter in Bewegung. GreatJoy hat neben dem schon erwähnten "Bausatz" nun auch eine Objektivreihe aufgelegt, bei der Anamorphot (üblich der Aufsatz) und spherical Linse in einem Gehäuse verbaut sind und als Single Focus System ausgelegt sind. Auch diese Objektive kommen mit einem 1.8 Desqueeze. Allerdings gibt es auch hier wieder ein paar kleine Enttäuschungen. So hat man im cropfreien 3:2 Modus wie ihn die S1H bietet (und scheinbar so ziemlich die einzige) eine recht starke Vignette. Die kann man zwar mit etwas digitalem reinzoomen in der Post entfernen, allerdings verändert sich damit erstens die Brennweite und zweitens bleibt am Ende nicht mehr FOV als bei einem 1.6 Desqueeze. Alternativ bliebt der 4:3 Modus, der zwar ohne Vignette ist, aber den Crop bereits mitbringt und man nicht mehr sieht als am Vollformat mit 1.6 Desqueeze. Auch vom Handling her sind die Objektive doch ziemlich mächtig.


    Aber auch im "klein und niedlich" Sektor gibt es neues. Nachdem dort lange Zeit Sirui u.a. bei MFT mit recht bescheidenen anamorphische Objektiven (nur 1.33, zu scharf, kein vernünftiges Bokeh) residiert, stößt nun LAOWA dort rein. Manchen bekannt durch tolle kleine normale Objektive wie das 7,5mm/2.0. Die sog. "Nanomorphs" kommen mit einem sehr soliden 1.5 Desqueeze und 4:3 Optimierung, die so zB exakt von der GH5/6 bedient wird, gerade mal 320g Gewicht, einer konstanten Desqueeze Ratio bei der Fokusverlagerung (Problem bei Sirui und GreatJoy) und - wie auch Great Joy - alternativ mit einer Amber Flare Version. Also statt den klassisch blauen Flares mit rötlich-braunen. Das kommt in manchen Szenarien wie tagsüber, bei Sonnenuntergang oder bei Nacht (wo auch viele Stadtlampen rötlich-braun leuchten) ganz schick, wer aber mal ein Filmchen damit in grün/blauen Tönen graden will, dürfte verzweifeln. Denn da sehen die Dinger dann komplett deplatziert aus. Also schwierig. Klar, auch blau passt nicht immer, gerade tagsüber wo diese Farbe kaum irgendwo vorkommt.


    Im nicht so ganz erschwinglichen Sektor hat nun auch Schneider-Kreuznach offiziell den Verkaufsstart seiner ISCO-for-ALL Objektive verkündet. In Lizenz baut Schneider-Kreuznach 3 Optiken der Firma DULENS nach (43mm/58mm/85mm) und vorne dran kommt der altbekannte und neu gebaute ISCO Anamorphot, was zusammen einen 1.5 Desqueeze ergibt. Leider ist auch das wieder der "Bausatz", wo man jedes Mal den Anamorphot korrekt ausrichten muss, damit das Bild nicht verzerrt. 1.5 Desqueeze dürfte klar der Kompromiss sein, den man eingehen muss, wenn man keine Objektive über 2kg und 8.000 Euro bauen will. Allerdings sind die Preise mit 2.400 Euro das Stück (LAOWA 1.500 Euro, GreatJoy ähnlich) doch schon deutlich strammer und dafür hat man dann noch das Gefummel mit dem Anamorphot. Optisch sah es allerdings durchaus fein aus was die Kombi gezaubert hat, da kommt einfach der schöne Vintage Look der ISCO Anamorphoten durch.

  • Welchen technischen Sinn macht ein anamorphotisches Objektiv für Privatnutzer?


    Es bringt doch nur etwas, wenn man das Ergbnis mit einem Projektor ansieht, der seinerseits ein entsprechendes anamorphotisches (inverses) Objektiv hat. Nur dann kann ich die gewonnene Auflösung nutzen.


    Ohne ein solches Setup gewinnt man keine Auflösung und kann, wenn man einen Breitbildeindruck erzeugen will, einfach das Video im NLE oben und unter abdecken.


    Gruß Jürgen

  • Wenn man einen Anamorphoten nutzt nutzt man die gesamte Sensorfläche, also die volle Pixelzahl.

    Mache ich es dagegen in der Nachbearbeitung schneide ich oben und/oder unten reichlich Pixel weg.

    Wäre das kein Auflösungsverlust?

  • ...

    Wäre das kein Auflösungsverlust?

    Klar, das wäre auch ein Auflölsungsverlust.


    Aber so ist es ja auch, wenn ich ein anamorphotisches Bild auf einem Display mit festem Raster (Monitore, TV) wiedergebe. Auch da muss ich das Bild in der Höhe "zusammenstauchen", damit es in einem vorgegebenen Raster im richtigen Breiten- zu Höhenverhältnis angezeigt wird.


    Und damit habe ich auch wieder den Auflösungsverlust. Wenn ich das nicht mache, hätte ich ja ein gestauchtes Bild, so wie es aus der Kamera kommt, wenn ein Anamorphot es vorverzerrt hat.


    Das ist nur im Kino anders. Da kann ich durch einen Anamorphoten vor der Projektionlinse die horizontalen Pixel in der Breite so dehnen, dass alles wieder passt und kein einziges Pixel verloren geht.


    Aber auch da macht es nur Sinn, wenn auch eine Breitbildwand (Cinemascope) zur Verfügung steht. Deshalb kann man das Ganze auch im Heimkino normalerweise nicht umsetzen. meistens hat man keinen Platz: z.B. braucht man bei einer Bildhöhe von 1,5m im Heimkino eine Bildbreite von 3,5m für ein 21:9 Bild! So viel Platz haben zwar einige, aber nicht viele.


    Gruß Jürgen

  • Aber so ist es ja auch, wenn ich ein anamorphotisches Bild auf einem Display mit festem Raster (Monitore, TV) wiedergebe. Auch da muss ich das Bild in der Höhe "zusammenstauchen", damit es in einem vorgegebenen Raster im richtigen Breiten- zu Höhenverhältnis angezeigt wird.

    Da wird doch eigentlich bei der Wiedergabe nur das Pixel-Seitenverhältnis geändert (wie es damals bei der SVCD gemacht wurde) und somit wird nichts gestaucht.

  • Da wird doch eigentlich bei der Wiedergabe nur das Pixel-Seitenverhältnis geändert (wie es damals bei der SVCD gemacht wurde) und somit wird nichts gestaucht.

    Das Höhe- zu Breitenverhältnis eines Pixels in einem Monitor oder TV ist bekanntlich konstruktionsbedingt fest und gleich eins. Nur im Kino ist das anders, wenn eine anamorphotische Korrekurlinse vor die Projektionsoptik gestellt wird.


    Ein anamorphotisches Objektiv an der Kamera staucht das reale Bild der Landschaft in der Breite um z.B. den Faktor 1,33. Das ist in den in #1 angegebenen Links demonstriert. Alle Pixel, die in der Kamera abgspeicht sind repräsentieren in Wirklichkeit also keine 1:1 Pixel sondern welche mit einem Verhältnis von 1:1,33 .


    Da das Display aber nur 1:1 Pixel hat, bräuchte man zur vollständigen Darstellung der gesamten Breite des Bildes 1,33 mal so viele Pixel in der Horizontalen. Oder, und so macht man es dann in der Praxis, man staucht das Bild im NLE (oder im TV) oben und unten. Dann hat man zwar nicht 1,33 mal so viele Pixel, aber 1,33 mal weniger horizontale Linien und das Höhen- zu Breitenverhältnis stimmt wieder.


    Dabei wird dann nicht mehr das ganze Display genutzt, es entstehen oben und unter schwarze Balken und damit ein Auflösungsverlust.


    Die anamorphotische Technik wurde erfunden, um Cinemascopebilder auf das vorhandene Filmaterial aufzunehmen, bei dem ja offensichtlich das Höhen- zu Breitenverhältnis fest ist. Man staucht das Bild bei der Aufnahme und bei der Wiedergabe dehnt man es wieder, Was im analogen viel leichter geht als im Digitalen.


    Also: zurück zum Kodakfilm :panic:


    Gruß Jürgen

  • Von welchem Display sprichst du?

    Ein schwarzer Balken oben und unten entsteht doch nur wenn das Wiedergabegerät kein Breitbildgerät ist.

    Ansonsten werden doch die 1:1 Pixel lediglich 1,33:1 dargestellt, was ja im Header der Videodatei so angegeben wird, damit die Wiedergabegeräte wissen, was sie zu tun haben.

  • Von welchem Display sprichst du?

    von allen, die wir normalerweise benutzen. Also 16:9 Geräte (oder ähnliche)

    Von welchem Display sprichst du?

    Ein schwarzer Balken oben und unten entsteht doch nur wenn das Wiedergabegerät kein Breitbildgerät ist.

    genau das ist der Punkt: nur wenn ein Breitbildgerät benutzt wird, braucht man keine schwarzen Balken. Haben aber nur wenige. Z.B Kinos oder Privatleute mit den 21:9 gewölbten Displays für Gamer

    Ansonsten werden doch die 1:1 Pixel lediglich 1,33:1 dargestellt, was ja im Header der Videodatei so angegeben wird, damit die Wiedergabegeräte wissen, was sie zu tun haben.

    Davon habe ich noch nie gehört. ein 1:1 Pixel kann ja auch kein 1:1,33 Pixel darstellen. Es ist so konstruiert, dass es 1:1 ist.


    Gruß Jürgen :beer:

  • Davon habe ich noch nie gehört. ein 1:1 Pixel kann ja auch kein 1:1,33 Pixel darstellen. Es ist so konstruiert, dass es 1:1 ist.

    Das "technische" Pixel auf z.B. einem TV-Gerät ist natürlich 1:1 und lässt sich auch nicht "breitklopfen", da hast Du schon völlig recht.


    Wenn also eine pixelgetreue Darstellung erfolgt - also jedes vorhandene 1:1,333 Pixel durch ein 1:1 Pixel gezeigt wird -, dann ist das Bild selbstverständlich verzerrt.


    Aber die Geräte können auf "anamorphe Wiedergabe" (kann ja nach Hersteller auch anders heißen) umgestellt werden. Dies erfolgt

    entweder über im Film eingebettete Daten automatisch , oder notfalls halt durch manuelle Einstellung. Dabei passiert dann nichts anderes, als dass dann die Umrechnung im Wiedergabegerät erfolgt. Dann stellen eben in der Horizontalen 4 "technische" 1:1 Gerätepixel den Inhalt von 3 "Film" 1:1,333 Pixel dar.

    Das war auch so bei der Wiedergabe von z.B. HDV-Filmen, die ja ebenfalls 1:1,333 waren. Und auch bei den alten SD-Normen wird ja deren zu 1:1 unterschiedliche Ration durch den TV umgestellt.


    Ob jetzt durch die Verwendung anamorpher Objektive ein Auflösungsvorteil entsteht, hängt m.E. von der Kamera, den dort möglichen Aufnahmemodi, und den verbauten Sensor ab. Man müsste also ganz genau schauen in welchem Modus welche Sensorfläche ausgelesen wird. Wenn dann im 4:3 Aufnahmemodus (den müsste man ja dann bei einem anamorphen Objektiv wählen) gegenüber einer "normalen" 16:9 Aufnahme gekroppt wird, hätte man nichts wirklich gewonnen.




    Gruß

    Peter

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    Rest ist private Meinung

  • Das war auch so bei der Wiedergabe von z.B. HDV-Filmen, die ja ebenfalls 1:1,333 waren. Und auch bei den alten SD-Normen wird ja deren zu 1:1 unterschiedliche Ration durch den TV umgestellt.

    Das hatte ich oben weiter beschrieben gemeint mit der SVCD als Beispiel.

    Viele hier kennen die vermutlich gar nicht mehr, aber damals gab es des öfteren Probleme mit einer gestauchten Darstellung, weil das Pixel-Seitenverhältnis im Header der Datei nicht richtig geschrieben wurde und die Player das Bild durch falsch wiedergaben.

  • Wenn man ein anamorphes Bild, z.B. mit 1080 x 1920 hat, dann sind in der Horizontalen eben 1920 Bildpunkte vorhanden. Um ein solches anamorphes Bild zu entzerren, muss man in der Höhe stauchen: von 1080 zu 812 Zeilen. Es entsteht in jedem Fall ein Auflösungsverlust durch die so entstandenen schwarzen Balken.


    Nochmal: im Kino wird vor die Projektionsoptik eine anamorphotische Korrekturoptik gesetzt, die die horizontale Dehnung bewerkstelligt. Das heißt, die Korrektur wird analog gemacht. Und zwar nicht durch Stauchung der Vertikalen sondern durch Dehnung der Horizontalen.


    So gibt es keine schwarzen Balken. Wer einen Breitbildmnonitor hat, kann die Dehnung in der horizontalen natürlich auch digital machen. Aber wer hat schon so einen.


    Gruß Jürgen

  • ...weil das Pixel-Seitenverhältnis im Header der Datei nicht richtig geschrieben wurde und die Player das Bild durch falsch wiedergaben.

    Ja, kenne ich auch noch.

    Selbst bei einigen DVDs hat das nicht immer reibungslos geklappt und man musste den TV manuell umstellen.



    Wenn man ein anamorphes Bild, z.B. mit 1080 x 1920 hat, dann sind in der Horizontalen eben 1920 Bildpunkte vorhanden. Um ein solches anamorphes Bild zu entzerren, muss man in der Höhe stauchen: von 1080 zu 812 Zeilen.

    Da liegt vermutlich der Denkfehler - 1920x1080 ist ja schon "breit" (16:9).


    Die Aufnahme mit einem anamorphen Objektiv erfolgt aber (wie beim "richtigen" Film") in 4:3 - also passend zu Deinem Beispiel in 1440 x 1080 - um eben das gestauchte Breitbild zu erreichen.

    Das würde dann (immer 1,333:1 vorausgesetzt) durch das NLE oder den TV auf 1920 x 1080 umgerechnet, oder halt über das optische Gegenstück des Objektivs "entzerrt" auf die Leinwand gebracht. Das gleiche hättest Du aber auch ohne Umrechnung/Entzerrung, wenn Du ganz normal in 1920x1080 filmen würdest.



    Deshalb gebe ich Dir ja auch recht, dass anamorphe Objektive für die meisten Filmer wenig Sinn machen. Insbes. bei 1,333:1.


    Aber es gibt halt auch heute noch Filmer die damit arbeiten. Dann zwar - wie Du ja auch schon schreibst - wohl eher fürs Kino und dann meist im Cinemaskop-Format 2,35:1, was in etwa 21:9 entspricht.



    Gruß

    Peter

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  • Deshalb gebe ich Dir ja auch recht, dass anamorphe Objektive für die meisten Filmer wenig Sinn machen.


    Es gibt zur Zeit einige Firmen, die Anamorphoten auf den Markt bringen, daher scheint die Nachfrage groß genug zu sein.

    Hier mal einige in verschiedenen Preisklassen:


    https://www.toneart-shop.de/ob…rphot-cine-objektive.html

    https://www.siruishop.de/pages…anamorphes-objektiv-1-33x

    https://licam.de/2021/08/04/ne…en-ps-evolution-wie-kowa/

    https://www.fotointern.ch/arch…-objektiv-fuer-breitbild/

    https://laowacine.com/anamorphic/


    Ich selber habe aber auch keinen Bedarf.

  • Es gibt zur Zeit einige Firmen, die Anamorphoten auf den Markt bringen,

    Ja, aber achte mal auf das Verhältnis.

    Das hat alles nichts mit 1,333:1 (16:9) zu tun, obwohl es durchaus auch dafür anamorphe Objektive gibt/gegeben hat,


    Das sind alles Objektive im Cinemabereich von 2,55:1 (klassisches Cinemascope) über 2,4:1 bis 2,35:1. Wer also in "echtem" Kino-look filmen möchte, ist damit ausgezeichnet bedient.

    Dann sollte man aber auch wissen, was man da macht. :teufel: Und das tun die Jungs (und Mädels), die damit arbeiten i.d.R. auch.


    Das sieht dann auch ganz anders aus als diese pseudo-"cineastischen" Werke, die einige mit Balkenabdeckung erstellen.



    Von den XEEN kenne ich zwar nur die "normalen" (also nicht anamorphen) Varianten, aber das sind wirklich klasse Objektive. Hatte mir mal für einige Aufnahmen mit der 6K einen Satz Festbrennweiten ausgeliehen.

    Das macht wirklich Spaß damit zu arbeiten. Wenn die nicht so teuer und schwer wären, könnte ich glatt schwach werden.:):):)



    Gruß

    Peter

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  • Ob jetzt durch die Verwendung anamorpher Objektive ein Auflösungsvorteil entsteht, hängt m.E. von der Kamera, den dort möglichen Aufnahmemodi, und den verbauten Sensor ab. Man müsste also ganz genau schauen in welchem Modus welche Sensorfläche ausgelesen wird. Wenn dann im 4:3 Aufnahmemodus (den müsste man ja dann bei einem anamorphen Objektiv wählen) gegenüber einer "normalen" 16:9 Aufnahme gekroppt wird, hätte man nichts wirklich gewonnen.

    So isses. Daher bieten einige Kameras, u.a. die S1H oder die Arris, anamorph den 3:2 Modus (in 6k) an, der dann den kompletten Sensor ausliest. Entzerrt entsteht ohne Verlust das normale 2,40:1. Canon und Sony bieten bei ihrem "herkömmlichen" 4.000-5.000 Euro Kameras wie der R5 oder A7SIII nur 16:9 im Crop an, was richtig entzerrt ein viel zu dünnes 2,8:1 Bild ergibt, was fern jeglicher Standards ist und kaum mehr etwas mit dem menschlichen Blickfeld zu tun hat, ausser man kneift die Augen zu.


    Wenn jemand Daten "wegwirft", sind das die Balken Künstler mit spherical Objektiven, die ca. 1/3 des erzeugten Bildes mit Balken überdecken und die besten Künstler rendern das dann noch in 1920x1080, was im Youtube Fenster nochmal dicke Balken ergibt und manche Videoplayer ebenso mangels korrekter Formatinformationen auch nochmal -zurecht- ziemlichen Blödsinn bildtechnisch anzeigen.

  • ...

    Da liegt vermutlich der Denkfehler - 1920x1080 ist ja schon "breit" (16:9).


    Die Aufnahme mit einem anamorphen Objektiv erfolgt aber (wie beim "richtigen" Film") in 4:3 - also passend zu Deinem Beispiel in 1440 x 1080 - um eben das gestauchte Breitbild zu erreichen.

    ...

    Wieso Denkfehler?


    In obigem Link findest du:


    SIRUI SR35-M 35mm f1.8 Anamorphes APS-C Objektiv 1.33x


    und dafür schreiben die:


    Bei einer Sensoreinstellung von 16:9 hat das resultierende Bild ein Seitenverhältnis von 2,4:1 Widescreen.


    Und genau darum geht es doch: um Breitbild in Cinemascope. In voller Auflösung allerdings nur, wenn man einen Projektor (mit inversem Anamorphoten) hat, wie hier diskutiert. Und das habe ich im Text nirgends gefunden.


    Bei den >10.000,00€ Obejktiven macht das nichts aus, denn die werden von Profis gekauft die das wissen. Bei einem 800€ Objektiv gibt es aber vielleicht schon welche, die das erst hinterher erkennen.


    Gruß Jürgen

  • Bei einer Sensoreinstellung von 16:9 hat das resultierende Bild ein Seitenverhältnis von 2,4:1 Widescreen.

    Und das bedeutet doch dass die gesamte 16:9 Sensorfläche genutzt wird.

    Das Bild ist dann gestaucht und muss bei der Weiterverarbeitung wieder entzerrt werden.

  • genau so ist es!


    Bei den Filmkameras wird natürlich auch das ganze Filmbild verwendet, das ja mal 3:4 war.


    Gruß Jürgen