Weißabgleich und ISO-Werte - automatisch oder manuell?

  • Trotzdem hat sich mein iPhone 13 Pro ganz gut geschlagen, obwohl kein Tagesrestlicht mehr vorhanden war, abgesehen von den typischen Reflexen und Spiegelungen. Hier noch ein Beispiel, zu 99 % mit iPhone gefilmt, nur das lila beleuchtete Gebäude bei min 1:12 ist mit ZV1 gemacht.

    Das zeigt, die Automatiken werden immer besser. Zum Beispiel funktioniert die automatische Scharfstellung mittlerweile so gut, dass es kaum noch Debatten darüber gibt.


    Bei relativ gleichbleibenden Lichtverhältnissen sind die Automatiken für den Weißabgleich meist völlig ok, wenn man zum Beispiel an einem einzigen Nachmittag filmt.


    Schwieriger wird es, wenn man über zwei bis drei Tage an einem Ort tags und nachts filmt. Da wechselt tagsüber das Wetter, entsprechend unterschiedlich sind die Farbeindrücke (Kelvin). Da hilft es mir beim Grading, wenn ich feste Kelvin habe. Das erleichtert die Korrektur enorm.


    Beste Grüße, Uli

  • Hast Du mit dem Autofokus gearbeitet, oft gibt es dabei Probleme bei der Suche nach einem geeigneten
    Objekt dafür?

    Du meinst bestimmt das erste Video, wo ich zum größten Teil mit der Sony gefilmt habe. Ich habe alles im Automatikmodus gefilmt.
    Da kann es durchaus sein, dass der Focus nicht dort fokussiert hat, wo er sollte. Das nehme ich aber in Kauf, weil er sonst sehr zuverlässig ist. Kleine Ausrutscher gibt es halt immer.

  • Solltest du dir auch kaufen, dann hast du die Probleme nicht

    von wegen mit Smartphone Filmen! Mein A 6500 ist mir noch sehr lange gut genug!

  • Das zeigt, die Automatiken werden immer besser. Zum Beispiel funktioniert die automatische Scharfstellung mittlerweile so gut, dass es kaum noch Debatten darüber gibt.


    Gerade der Autofocus hat sich inzwischen zu einem absolut zuverläsigem Werkzeug in modernen Kameras weiterentwickelt.


    Bei relativ gleichbleibenden Lichtverhältnissen sind die Automatiken für den Weißabgleich meist völlig ok, wenn man zum Beispiel an einem einzigen Nachmittag filmt.


    Bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen spricht ja auch nichts gegen den Automatik-Weißabgleich.


    Man muss halt genau wissen wann man sich auf eine Automatik verlassen kann und wann einen die Automatik verlässt.... ;)

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  • Ich meinte natürlich die AF-Objektfindung bei Dunkelheit.

    Gerade der Autofocus hat sich inzwischen zu einem absolut zuverläsigem Werkzeug in modernen Kameras weiterentwickelt.

    Bei Nachaufnahme kann es schwer werden mit dem AF, der pumpt dann evtl. hin her.
    Man braucht dann schon eine Nachteulen-Kamera. ?(

    Beste Grüsse;
    Es kommt darauf an wie kreativ man mit der Kamera umgeht, nicht wie teuer sie ist...

  • Man muss halt genau wissen wann man sich auf eine Automatik verlassen kann und wann einen die Automatik verlässt.

    Ich habe das mal ausprobiert: im Innenbereich und vor allem unter Lowlight muss man bei eingestelltem AWB die Kamera eine ganze Weile auf das Objekt halten, bis die Kamera einen brauchbaren Weißabgleich hinbekommen hat; schnelle Schwenken führt da zu schlechten Ergebnissen.

  • Ich habe das mal ausprobiert: im Innenbereich und vor allem unter Lowlight...

    Das kann einem selbst draußen und bei Tageslicht passieren.


    Bei den Aufnahmen zu meinem Film Teufelsbruch hatte ich auf Grund der in diesem dichten Moorwald mit größerer Wasserfläche ständig stark wechselden Lichtverhältnisse ganz erhebliche Probleme mit dem Weißabgleich.




    Man muss halt genau wissen wann man sich auf eine Automatik verlassen kann und wann einen die Automatik verlässt.... ;)

    :thumbsup: Oder einfacher gesagt, man sollte wissen was man tut, und warum....




    Gruß

    Peter

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    Rest ist private Meinung

  • Oder einfacher gesagt, man sollte wissen was man tut, und warum....

    Wie wahr... :lips:

    Beste Grüsse;
    Es kommt darauf an wie kreativ man mit der Kamera umgeht, nicht wie teuer sie ist...

  • Ich habe das mal ausprobiert: im Innenbereich und vor allem unter Lowlight muss man bei eingestelltem AWB die Kamera eine ganze Weile auf das Objekt halten, bis die Kamera einen brauchbaren Weißabgleich hinbekommen hat; schnelle Schwenken führt da zu schlechten Ergebnissen.

    Wenn du mit automatischem Weißabgleich (AWB) arbeitest, dann bekommt du natürlich unterschiedliche Kelvin-Werte wenn du die Kamera schwenkst. Jede Richtungsänderung (Winkelveränderung) ergibt einen anderen - richtigen - Wert.


    Technik


    Die Weißabgleichsautomatik versucht alle Aufnahmen in Richtung eines Norm- oder Normalwertebereichs zu trimmen. Der liegt bei der Tageslicht-Automatik meist zwischen 5000 bis 6500 Kelvin, eine große Spannbreite. Die Wertepaare für die Abend-Automatik liegen tiefer.


    ABER: Das sind dynamische Einstellungen. Es wird nicht ein Kelvin-Wert für eine Aufnahme ausgewählt. Die Kelvinzahl - also wie warm oder kalt der Clip empfunden wird - passt die Automatik ständig an.


    Das heißt, die vormittags bei bedeckten Himmel aufgenommenen Clips sehen farblich anders aus als die spätnachmittags aufgenommenen


    Will man eine halbwegs einheitliche Farbstimmung im Film haben, muss man anpassen. Und da sich die Farben von Aufnahme zu Aufnahme ständig ändern, kann man keinen einheitlich Korrekturwert drüber legen. Jede Aufnahme muss einzeln auf die gewünschten Farben angepasst werden. Das ist viel zeitaufwendiger als einen Korrekturwert einzugeben.


    Dieses Problem hat man nicht, wenn man wie im Video von Mirage 710 über alle Aufnahmen eine einheitlich Farb- und Lichtgebung (des Hotels) hat. Hier und folgende diskutiert. Da passt die Automatik gut.



    Gestalterische Frage


    Neben diesem technischen Gedöns kommt noch eine kreative Überlegung hinzu. Wenn es keine technisch richtige Einstellung gibt, an was orientiere ich mich dann?


    Vobe hat das oben so gesagt: "bis die Kamera einen brauchbaren Weißabgleich hinbekommen hat". Bis er damit zufrieden ist.


    Im Spielfilm ist diese Frage entschieden: Die wichtigste Aussage jedes Bildes seht im Zentrum, zum Beispiel die Hauptdarstellerin in Schlüsseleinstellungen. Sie muss richtig ausgeleuchtet werden, in ihrem Gesicht müssen die Farben stimmen. Alles andere wird dem untergeordnet.


    Beispiele:

    1. Kim Novak in "Vertigo" (1958), DP Robert Burks, Regisseur Alfred Hitchcock
    2. Judi Dench in "Skyfall" (2012), DP Roger Deakens, Regisseur Sam Mendes
    3. Emma Stone in "La La Land" (2016), DP Linus Sandgren, Regisseur Damien Chzelle


    Was uns Amateure die unangenehmen Frage vor die Füße wirft:

    1. Was ist die Aussage unseres Filmes?
    2. Welches Gefühl und / oder Erkenntnis soll unser Video vermitteln?
    3. Was soll dem Zuschauer in Erinnerung bleiben?

    Ist uns das klar, dann ist die Farbgebung, das Licht, der Schnitt wesentlich einfacher.


    Zum Beispiel ganz grob: Ist die Stimmung die Aussage unseres Filmes düster oder beschwingt, schränkt das die Licht- und Farbpalette mächtig ein. Zu entscheiden, welche Kelvinzahl wir wählen, ist dann nicht mehr so schwierig.


    Beste Grüße, Uli

  • Es geht nicht darum, dass man mit einem Weißausgleich zufrieden oder nicht zufrieden ist. Sondern es geht darum, dass man die einzelnen Szenen eines Films aneinander zufriedenstellend angleichen kann. Um ein identes, "neutrales Grundbild" zu genierieren - wo man nicht von Szene zu Szene einen Unterschied in der Farbtemperatur hat.

    Wenn es keine technisch richtige Einstellung gibt, an was orientiere ich mich dann?

    So gesehen gibt es eine technisch richtige Einstellung. Die man auch leicht erreichen kann, indem man den Weißabgleich auf eine Grau- und Weißtafel macht.


    Bei den Aufnahmen zu meinem Film Teufelsbruch hatte ich auf Grund der in diesem dichten Moorwald mit größerer Wasserfläche ständig stark wechselden Lichtverhältnisse ganz erhebliche Probleme mit dem Weißabgleich.

    Womit sich die Frage stellt, ob hier ein Weißabgleich auf so eine Grautafel erfolgt ist? Oder auf was eigentlich gemessen worden ist? Aber selbst wenn man das nicht macht, kann man ja auch den (mühsamen) Weg gehen, und die clips einzeln aneinander angleichen. Geht, ist aber auch nicht leicht - denn wer läuft schon mit einer Grautafel durch den Moorwald?


    Wie wesentlich so ein Angleichen ist, habe ich bemerkt, wie ich unter Studiobedingungen ein Interview mit zwei Blackmagic Pocket 6K gemacht habe. Es waren fixe - und gleiche - Farbtemperaturen eingestellt. Aber auf den beiden Pockets befanden sich unterschiedliche Objektive - einmal mein Canon, und dann mein Sigma Objektiv. Trotz gesetztem Licht mit Tageslichtlampen zeigten beide Kameras am Schnittplatz sehr wohl unterschiedliche Farbtemperaturen - einfach, weil die beiden verwendeten Objektive unterschiedlich waren und unterschiedliche Farbstiche produziert hatten. Hat man in den Hautfarben (Erinnerungsfarbe) bemerkt, aber auch in Kleidungsfarben.


    Da bei so einem Interview ein Mehrkameraschnitt zur Anwendung kommt, wurden also beide Kameraaufnahmen VOR dem Mehrkameraschnitt farblich angeglichen (denn da macht man das einmal, sonst für jeden Schnitt in der timeline). Ist kein Problem, wenn man darauf achtet - was gerade bei kontrollierten Bedingungen recht einfach ist.


    Das "neutrale Grundbild" ist auch nicht damit zu verwechseln, ob und dass man dann einen bestimmten Look auf einen Film legt - der gerade bei filmischen Produktionen dann erst im Grading am Schnittplatz erfolgt. Was dann dramaturgische Aspekte hat - denn der gewünschte Look soll ja die Botschaft des Films unterstützen, wie Rod richtig meinte. Aber das ist halt erst der zweite Schritt, vorher steht das Angleichen des Materials zueinander. Denn den Look graden kann man halt ohne neutrales Grundbild nicht sinnvoll, da kommt man halt nicht gut hin.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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  • So gesehen gibt es eine technisch richtige Einstellung. Die man auch leicht erreichen kann, indem man den Weißabgleich auf eine Grau- und Weißtafel macht.

    Wenn ich etwas bestimmtes ausdrücken will, dann orientiere ich mich nur bedingt an Neutralgrau, sondern an meinem Ziel.


    Es ist für mich einfacher, die Stimmung aller Aufnahmen bei der Aufnahme in die gewünschte Richtung zu belichten. Wie am Beispiel der Abschlussaufnahmen beschrieben. Dann habe ich über alle Clips auch eine "Normaleinstellung", aber eben die, wo ich hin will. Das reduziert den Nachbearbeitungsaufwand.


    Beste Grüße, Uli

  • Die Graukarte hab ich immer dabei, aber genutzt hab ich sie noch nie. Warum eigentlich nicht ? Sicher aus Bequemlichkeit oder einfach vergessen. Zum Glück hatte ich immer ziemlich gute Ergebnisse mit AWB. Aber hier muss ich Rod recht geben, die gleichbleibenden Lichtverhältnisse im Hotel am Abend erleichtern die Sache. Vielleicht werd ich im nächsten Urlaub aus Neugierigkeit die Graukarte mal ausprobieren. VG

  • Dann habe ich über alle Clips auch eine "Normaleinstellung", aber eben die, wo ich hin will.

    Die hier beschriebene Arbeitsweise ist natürlich nicht auf meinem Mist gewachsen - beschrieben ist die Farbkontinuität sowie die verschiedenen Strategien dazu im Gratisbuch Davinci Resolve 18 Colorist Guide. Kapitel 2.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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  • Wenn man eine bestimmte Vorstellung von dem hat, was man ausdrücken will, dann verwenden viele Regisseure und DOPs Objektive mir besonderen Aufnahmecharakteristiken, spezielle Aufnahmeeinstellungen in der Kamera oder Aufnahme LUTs. usw. Z. B. "Mad Max: Fury Road" oder "Blade Runner 2049". Andere, wie Fincher, nehmen eher neutral auf. Nicht falsch verstehen, ich vergleiche mich nicht mit denen.


    Da ich nicht in RAW aufnehme, bleibt mir für die gewünschte Farbgestaltung später mit XAVC trotz 10 Bit 4:2:2 nicht mehr so viel Spielraum. Da ist es schon ganz gut, wenn die Clips von Anfang an in die richtige Richtung gehen. Ich habe natürlich mit Zitronen gehandelt, wenn ich ich doch eine andere Stimmung will.


    Beste Grüße, Uli

  • Womit sich die Frage stellt, ob hier ein Weißabgleich auf so eine Grautafel erfolgt ist?

    Du wirst lachen, teilweise ja.

    Ich habe dafür eine kleine zusammenklappbare Karte (X-Rite Passport Video). und setze die auch ein.


    Nur grade bei solche Tieraufnahmen hast Du halt auch keine Zeit das jedesmal zu machen. Und da war wirklich alle paar Minuten anderes Licht. Grade auch bei schon kleinen Standortwechseln.

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  • Ich habe dafür eine kleine zusammenklappbare Karte (X-Rite Passport Video). und setze die auch ein.

    Wenn ich eine Graukarte verwende, sind auch die Farben drin und sollten nach Abgleich in der Nachbearbeitung genau wiedergegeben werden.


    Wie bei der Aufnahme von Kunstwerken (hier beschrieben) , hatte ich auch schon Probleme. Ich kann nicht genau sagen warum.


    Geholfen hat mir letztlich eine Farbtafel, in meinem Fall Spyderchecker. Wie im verlinkten Beitrag über Davinci Color Match angewendet. X-Rite Passport Video oder ne andere gehen auch.


    Beste Grüße, Uli


    .

  • Wenn ich eine Graukarte verwende, sind auch die Farben drin und sollten nach Abgleich in der Nachbearbeitung genau wiedergegeben werden..

    Ja, deswegen nehme ich die ja auch.


    Color Match in Resolve ist auch eine wirklich gute Funktion.

    Nur schneide ich halt in Edius und da muss man das halt über die dortigen Werkzeuge manuell machen. Hilft aber natürlich auch.

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  • Es gibt viele (teils ungünstige) Vorgehensweisen. Relevante Filme mit umfassenden Budgets arbeiten aber stets mit Coloristen - und die sind eben für die finale Look und Farbgebung zuständig.


    Ja klar kann man LUTs auch gleich ins Material einbrennen. Wenn man keine Zeit zum Graden hat, oder haben will, kann das ein Weg sein. Man verliert halt Flexibilität in der Post.


    XAVC 10bit 422 (egal ob I, aber selbst long-GOP) sind zwar nicht raw - aber bieten durchaus einen relevanten und meist hinreichend großen Spielraum in der Post für Luminanz und Farbanpassungen.


    Welche Farben soll denn eine normgerechte Grautafel haben, ausser schwarz und weiß? Das hört sich eher nach Problemen im Verarbeitungsweg an, oder nach nicht oder schlecht kalibrieren Sichtgeräten.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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  • Weißt du, warum das mit der Graukate bisweilen nicht klappt? Passiert mir meist bei diffusem Licht und feinen Farbunterschieden. Mit dem Colorchart geht es dann. Wobei ich das selten brauche, nur wenn es auf eine möglichst genaue Farbreproduktion ankommt.


    Beste Grüße, Ui

  • Dass Tafeln aller Art - und ich habe verschiedene hier - auch Nachteile haben, liegt auch auf der Hand. Nicht immer beim Aufnahmeobjekt anbringbar, ein Aufwand wenn es schnell gehen soll, die Dinger hat man nicht immer dabei usw.


    Helfen tut es, aber nur dann wenn man es konsequent macht und auch im workflow berücksichtigt. Mache ich definitiv auch nicht konsequent, gerade mit raw korrigiert man das mit einem kalibrierten Monitor auch noch recht gut. Und als one-men show hat man ja nur bedingte Ressourcen, und nicht immer die Zeit die zu verwenden.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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