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Ich finde es einfach toll, dass Du immer wieder mit Beharrlichkeit und Nachdruck auf das Thema Filmgestaltung zu sprechen kommst. Denn das ist mit Abstand das allergrößte Defizit der hier gezeigten Filme.
Die verwendete Kamera ist ziemlich nebensächlich, um einen ansprechenden Film zu erstellen - egal, ob Urlaubs-/Reisefilm oder Doku oder Kurzgeschichte. Für einen Film, der die Zielgruppe interessiert, ist es auch völlig unbedeutend, mit welchem Mikrofon, Recorder oder Monitor oder mit welchem Schnittprogramm man arbeitet. Dh, die verwendete oder die zur Verfügung stehende Technik ist heutzutage sehr nachrangig.
Im Vordergrund steht IMMER die Story, die Geschichte, das Thema, das Anliegen des Films. Nur schöne bewegte Bilder sind kein Film, sondern nur eine animierte Diashow. Der berühmte „Rote Faden“ ist kein Hexenwerk, denn er kann ziemlich einfach sein, aber er muss eben unzweifelhaft erkennbar sein. Dazu braucht es nur etwas Überlegung und Vorbereitung, bevor man die Kamera einschaltet.
Das ist alles nichts Neues, aber eine Konzeption, ein „Drehbuch“, ein Plan wird immer wieder gerne mit den absurdesten Argumenten abgetan. ZB wird bei Urlaubs-/Reisefilmen immer wieder gerne genommen „Ich weiß ja nicht, was auf mich zukommt!“ Das ist für mich die billigste Ausrede von allen. Denn wenn das richtig wäre, wäre diese Reise eine willkürliche Tour ins Blaue mit einem zufälligen Ziel. Natürlich weiß man ziemlich gut, was auf einen zukommt, denn sonst würde man eine bestimmte Reise garnicht planen und buchen bzw. antreten.
Aber nicht nur die reine Durchführung einer Reise, sondern auch das Filmen muss man sich überlegen - vorausgesetzt, dass man nicht nur entspannen und nichts tun will. Denn Urlaub machen und einfach so nebenbei filmen, führt eben nur zu den allzubekannten langweiligen bewegten Bildern, obwohl es ohne besonderen Aufwand wesentlich besser ginge.
Wie immer muss klar sein, für welche Zielgruppe der Film sein soll. Geht es um das Festhalten einzelner Urlaubseindrücke wie „Ehefrau am Brunnen“, „Kinder beim Baden“ oder „Abendessen auf dem Campingplatz“, dann interessiert dies natürlich die Beteiligten - aber sonst niemanden.
Ist man als Filmer Fan von Natur und Landschaft, dann müssen solche Filme bildtechnisch sehr hohen Ansprüchen genügen, um andere Zuschauer mit den gleichen Interessen neugierig zu machen - aber eben auch nur diese. Bin ich als Filmer begeistert von Technik oder technischen Abläufen, geht es um möglichst detaillierte Aufnahmen und klare Infos zum Thema. Aber es wird weder dem Amateur noch dem Profi gelingen, alle diese Schwerpunkte in einem einzigen Film dem Zuschauer auf interessante Weise zu präsentieren. Und zu meinen, trotzdem jemanden zu interessieren, der nicht zu unmittelbaren Zielgruppe gehört, dürfte sehr schwer bis erfolglos sein.
Das heißt: Zuerst das Film-Thema formulieren und zwar so konkret wie möglich. „Impressionen aus …“ oder „Urlaub 2024 in …“ sind völlig ungeeignet. „Die Fischer in…“ oder „Vogelzucht in…“ sind wesentlich fokussierter. Denn je konkreter der Filmtitel, umso eher weiß man, welche Bilder man dafür braucht und genauso welche nicht. Außerdem wird damit es deutlich einfacher, die Zielgruppe festzulegen.
Aber es geht nicht ja nur um Bilder, sondern um die Geschichte. Dazu muss man nur etwas recherchieren. Google ist dafür in der Regel völlig ausreichend. Fachbücher oder spezielle Internet-Seiten zum Thema können weitere Stichwörter liefern, sind aber nicht zwingend. Mit diesen Infos wird schnell deutlich, was im Film gezeigt werden muss. Welche Besonderheiten, welche Probleme, welche zeitlichen oder inhaltlichen Entwicklungen gibt es zum gewählten Thema. Die dabei beteiligten Personen vor Ort sollten auf jeden Fall mit ihren O-Tönen vor der Kamera zu Wort kommen. Entweder mit unterschiedlichen Meinungen oder gleichartigen - je nach Intention des Films. Damit entstehen nicht nur Authentizität, sondern auch Auflockerung und Abwechslung. Wählt man diese O-Töne geschickt aus, kann man oft auf einen zusätzlichen Kommentar verzichten. Voraussetzung dafür ist, dass man sich Gedanken gemacht hat, was man die Personen fragen will und ob die geplante Person dies auch ausdrücken kann.
Hilfreich kann es sein, dass man die Geschichte rückwärts entwickelt. Dh, man formuliert für sich zuerst das Ergebnis oder die Zusammenfassung der Aussage des Films. Dann ergibt sich, was man braucht, um zu diesem Ergebnis zu gelangen - vom Einstieg über die Entwicklung bis zum Ende.
Natürlich braucht jede Geschichte auch interessante originelle Bilder bzw. Einstellungen. Aber dazu gibt es hier wohl keine oder nur sehr wenige Defizite. Mit dem Schnitt lässt sich das Erzähltempo variieren, das jeden Film viel interessanter macht als ein gleichförmiger Schnittrhythmus.
Ich bin sicher, dass es zu diesen Zeilen verschiedenen Meinungen gibt, die alle ihren Hintergrund haben. Aber für einen Film, der für die jeweilige Zielgruppe mehr als nur schöne bewegte Bilder sein soll, sehe ich keine Alternative. Ein Blick auf die Filme in TV oder Netflix, Prime usw bestätigt meine Meinung. Der Spruch „Ich bin Amateur, für mich gilt das nicht.“ ist nur ein Alibi für Nichtstun oder Desinteresse an der eigenen Weiterentwicklung. Selbstverständlich soll jeder seinen Maßstab beliebig orientieren. Aber es macht mehr Spaß, sich stetig zu verbessern.