Moin,
mal ehrlich: zu glauben, dass man sich in ein Flugzeug setzt und mal eben so geile Aufnahmen mit nach Hause bringt ist ein klitze bisschen naiv gedacht oder?
Und wenn ein Pilot sagt, dass bei blauem Himmel weniger Turbulenzen zu erwarten sind, dann sollte er mal seine Unterlagen über Flugwetterkunde wieder rausholen und ein bisschen lesen.
Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber nur ein kleiner Teil der Wahrheit.
In der Tat ist es unter den Wolken ruppiger als unter freiem Himmel.
Das interessiert mich aber nicht, wenn die Wolken in 5000 Fuß hängen und ich meinen Flug in 1000 Fuß mache ... da habe ich ganz andere Probleme (siehe weiter unten)
Genauso ist es Mumpitz, dass ein Heli mit 2 Hauptrotoren so viel ruhiger fliegt.
Die Kisten vibrieren aus anderen Gründen.
Gute Ergebnisse hat man bei einem Turbinenheli mit 3 oder 5 Blättern und starrem Rotorkopf zu erwarten, z.B. eine EC 120 oder eine MD 500, was aber immer noch einen Stundenpreis ab mindestens 900 Euronen bedeutet.
Ein NoGo sind Bell Jet Ranger und diese Robinson's, ... das sind Schüttelshakes, aber mehr auch nicht.
Immer noch die fliegerische Geilheit, keine Frage, aber nicht zum Filmen geeignet, bzw. eher bedingt (geht schon, aber das erkläre hier jetzt nicht auch noch )
Zu den Turbulenzen:
Die entstehen nicht nur durch Wind und Wolken, sondern auch durch die Erwärmung der Erdoberfläche durch die Sonne.
Die Sonne erwärmt nicht die Luft, das kann sie gar nicht, sondern den Boden.
Die warme Luft steigt auf und ebendiese vertikalen Luftbewegungen sorgen dafür, dass es Dich durchschüttelt.
Je wärmer die Tage und je später am Tag, desto schlimmer, denn warme Luft hat eine geringere Dichte und je dichter die Luft, desto stabiler die Mühle. Am besten fliegt sich's im Winter, aber da fehlts leider an schöner Landschafft, .. ein Dilemma ..
Der Boden, über den man fliegt hat großen Anteil an der Stärke der Turbulenzen.
Über Wasser kein Problem, gleichmäßig gefärbter und sturkrurierter Boden geht noch, Wald und unterschiedliche Äcker und Städte sind tödlich für gute Bilder.
Je höher man fliegt, desto ruhiger wird die Luft.
Ab ca. 3000 Ft kann man wie auf Schienen gleiten.
Der Haken: Dann ist man verträumte knappe 1000 Meter über dem Boden, .. blöd, wenn da das Motiv steht.
Je höher, desto ruhiger die Luft, aber desto teliger die Optik und desto schwieriger die Aufnahme.
Je tiefer, desto weitwinkliger die Optik, aber Turbulenzen.
Schon wieder so'n das Dilemma :Zwinkern:.
Die Mindestflughöhe für Flugzeuge liegt bei 1000 Fuß, also 300m über Grund über dichtbesiedeltem Gebiet und 500 Fuß, also 150 Metern über freiem Land.
Man stelle sich bitte mal auf einen Acker und visiere einen Punkt in 300 Metern Entfernung an.
Das ist schon mit einem Stativ nicht ohne und dann glauben die Leut auch noch, dass sie sowas mal eben schnell freihand aus einem Flieger, der sich über alle drei Achsen bewegt hinbekommt?
Sowas kann man hinkriegen, aber nicht ohne Übung.
Und ein paar Hundert Stunden gehen dabei drauf, bis das sitzt und selbst dann ist das Drehverhältnis noch unter aller Würde.
Aber im Vergleich zu den Kosten eines Helikopters mit kreiselstabilisierter Kameraaufhängung ein Schnäppchen, ... wenn man's kann.
Mit einer Sondergenehmigung kann man tiefer gehen.
Aber dann geht einem schon der Ar... auf Grundeis als Pilot.
Meine niedrigste Höhe waren 200 Fuß, also 60 Meter über Flensburgs Förde um einen Schornstein der Stadwerke herum. Da wird einem ganz anders, ....
Pilot und Kameramann sollten ein eingespieltes Team sein.
Der Pilot sieht nicht, was der Kameramann sieht, er muss das wissen und die Mühle so hindrehen, dass der Kameramann ein freies Schussfeld hat.
Zudem muss er sehr langsam und mit gekreuzten Rudern fliegen, damit der Flieger geradeaus fliegt, aber leicht nach rechts geneigt ist, damit man freien Blick nach unten hat.
Das ist im Langsamflug ein äußerst kritischer Flugzustand und der Pilot sollte sowohl das beherrschen, als auch das Abfangen, falls die Maschine abkippt. Und dafür reicht eine Windboe.
Kameraflüge macht man frühmorgens, niemals am Tage, wenn die Sonne schon Kraft hat und den Erdboden erwärmt hat.
Morgens ist die Luft kühl, dicht und ruhig und das Flugzeug liegt stabil.
Bei einer C 172 kann man das Seitenfenster entriegeln (da muss eine kleine Schraube rausgedreht werden) und während des Fluges das Fenster öffnen.
Dann hat man keine Scheibe vor der Linse, aber es ist windig und auslaut in der Mühle.
Dann ist keine verbale Verständigung mehr möglich.
Der Flug muss vorher geplant und gebrieft werden und das Team muss in der Lage sein, trotzdem über Zeichen oder sonstwie zu kommunizieren.
Immerhin bedeutet selbst Langsamflug noch bummelig 120 bis 150 Km/h.
Viele Grüße
Marcus