Nachdem ich jetzt den Sommer einige Kassetten Footage mit der HV20 gesammelt habe, wird es nun auch mal Zeit für ein kleines Review:
Kurz die herausragenden Eigenschaften der Kamera:
Für mich sprechen:
+ die Bildqualität, wirklich in den meisten Fällen herausragend
+ das Handling durch die kompakte Größe
+ genialer Anti-Shock-Mechanismus. Teleaufnahmen gelingen aus der Hand
+ nette Tools wie Peaking, Gitter, Belichtungskorrektur
Auf der anderen Seite weist die Kamera einige Schwächen auf, die garantiert für die Preisklasse und für eine Kompaktkamera erlaubt sind:
- fummeliges Schärferädchen
- unschärferes Bild bei kleinen Blendenöffnungen/hoher Blendenzahl
- keine komplett schließbare Blende bzw. nicht ausreichender eingebauter ND-Filter
- CineMode und die Kontrastdämpfung wären genial, wenn der extreme Weichzeichner nicht wäre. Daher bleibt die Funktion abgeschaltet. Kontrastdämpfung lässt sich immerhin im Menue bewerkstelligen.
Kommen wir zu den Dingen, die sehr wahrscheinlich die wenigsten Nutzer der Canon HV20 erleben werden, da es sich entweder um sehr seltene Effekte handelt, oder aber auch um einen speziellen Fehler bei meiner Kamera. Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen motivieren, die selben Einstellungen auszuprobieren, um Fehler oder Fehlfunktionen auszuschließen, oder um Bugs in der Kamera aufzuspüren.
Videomaterial 1: http://www.morenotion.de/wobbling.html
Bei diesen Aufnahmen habe ich extrem starke Wobbling-Effekte zu verzeichnen. Noch nie habe ich ähnliche Aufnahmen gesehen, bei denen der Effekt in dieser Stärke und über so einen langen Zeitraum zu sehen ist. Die Kamera stand wegen der langen Brennweite und der hohen Windgeschwindigkeit auf einem Stativ. Nachdem ich bereits Aufnahmen ohne ImageStabilizer gemacht habe, diese aber schrecklich zittern, schaltete ich bei diesen Aufnahmen die IS-Einheit wieder zu. Die Bilder sind einigermaßen ruhig, jedoch wellt sich das Bild erheblich. Im Sucher konnte ich den Effekt nicht erkennen. Der Effekt war jedoch einmalig. Von den 5 Kassetten, alle bei starken Windverhältnissen gedreht, tritt dieser Effekt nur in diesen gezeigten Szenen auf. Einmal-Effekt? Bei Aufnahmen im Herbst habe ich bei einem starken Schwenk ebenfalls Welleneffekte. Allerdings nur über wenige Frames. Es könnte daher auch an der Schärfe, oder an dem CMOS-Effekt liegen, bei dem sich vertikale Linien neigen.
Videomaterial 2: http://www.morenotion.de/stripes.html
Meine letzten Sport-Aufnahmen im Herbst haben alle einen für mich unerträglichen Streifen im Bild. Am oberen Bildrand ist das Bild ca. 2% heller als das restliche Bild.
Kurz zur Aufnahmesituation: (denn die machts aus!)
Mit den Kameraeinstellungen wollte ich einen möglichst Film-ähnlichen Look erzielen. Möglichst geringe Schärfentiefe und brettharte Aufnahmen mit kurzer Verschlusszeit. Gischt, Fahrmanöver und Action lupenrein aufgenommen, dazu eine Verfremdung durch die beschränkte zeitliche Auflösung von 25p. Einstellungen der Kamera: Selbstverständlich die kürzeste Verschlusszeit, die man vorwählen kann: 1/2000sec. So verhielt sich auch die Blende nach meinem Geschmack. Die Kamera lieferte kristallklare Aufnahmen, wie ich sie noch selten gesehen habe. Wasserspritzer --> jeder Tropfen gestochen scharf!!! Dazu die Tricks der anwesenden Profis mit brutaler Optik aufs Band gekriegt. Ziel erreicht dachte ich, und befeierte am Abend noch das geniale Material im Kasten. (Achja, die hier gezeigten Aufnahmen sind ruhig, damit man den Effekt sieht! :-)) Nur beim Schnitt musste ich schon wieder feststellen, dass was nicht passt: Ein Streifen, bei dem ich nicht wusste woher dieser kommt.
Erst alle Möglichkeiten im Rechner abgecheckt. Anderer FireWire-Port verwendet. Nochmal digitalisiert. Nein es ist so auf dem Band, aber nicht bei allen Aufnahmen. Ohne lange nachzuforschen ging die Kamera zur Reparatur. Nach 2 Wochen kam sie kostenlos zurück mit dem Vermerk 'repariert'. Was, stand jedoch nicht dabei.
Inzwischen hab ich Testbilder mit verschiedenen Einstellungen aufgenommen. Je kürzer die Verschlusszeit desto eher lassen sich Streifen im Bild erkennen. Das Problem wurde also durch die Reparatur nicht behoben. Schon bei einer 1/1000sec kann ich bei einem Bild in HDV-Qualität einen minimalen Streifen im oberen Drittel erkennen. Bzw. ist es kein Streifen, sondern eher ein Umbruch der Helligkeit. Bei 1/2000sec entsteht der Effekt wie gezeigt am oberen Bildrand. Hier ist der Helligkeitsunterschied deutlich sichtbar.
Nun: evtl. sind das Probleme, mit denen wir alle sicherlich leben können. Für mich kommt momentan keine andere Kamera auf dem Markt in Frage, sondern nur eine Problembehandlung. Denn zuviele Vorteile sprechen für die HV20. Problemlösung meinerseits ist zuerst einmal ein ND-Filter für Tageslichtaufnahmen. Offene Blenden, ohne dabei extrem kurze Verschlusszeiten in Kauf zu nehmen sind damit locker möglich. Ich verwende jetzt Grau 8x.
Die Wobbling-Effekte sind offenbar selten, zur Not einfach länger aufnehmen, damit mehr Material vorhanden ist. In meinem Fall ist es verschmerzbar.
Für eine Consumer-Cam mit professionellen Genen sind es jedoch zuviele kleine Kniffe, die man für ein perfektes Bild kennen muss. Nochmal in Kürze:
* große Blendenzahlen bringen Unschärfe und Farbsäume
* kleine Blendenzahlen bringen kurze Verschlusszeiten, und bei viel Licht evtl. Bildfehler
* der Einsatz von Stativ und ImageStabilizer bringt (manchmal) Wobbling-Effekte
* der Einsatz von Stativ ohne Image Stabilizer bringt (manchmal) zitternde Bilder
* schnelle Schwenks beugen vertikale Linien
* zoomen bei eingeschaltetem Autofokus bringt das Bild zum pumpen
So ... und nun die Bitte um Feedback und Diskussion! Sind meine Streifen und Wobbling einmalig oder an allen HV20 nachvollziehbar?
Grüße Tobias