Kamera in Bewegung 1

  • Wie immer, gerne Kritik und sagt bitte auch, ob euch der Film mitgenommen hat.

    Ich möchte an dieser Stelle - wenn auch etwas zeitverzögert - noch meine Meinung zu deinen vorgestellten Filmen äußern.

    Inhaltlich finde ich die Motivauswahl gut, sehe jedoch die Kamerabewegungen kritisch. Bewegung im Video halte ich für sehr wichtig. Viele der Clips beginnen jedoch mit m.E. unmotivierten Schwenkbewegungen (horizontal und vertikal), teils auch aneinander gereiht. Weiterhin finden sich häufige Zoomfahrten.


    Mein Vorschläge für künftige Videos:

    • Schwenkbewegungen nur sparsam und begründet verwenden, z.B. als Verfolgungsschwenk, Panorama-/Übersichtsschwenk (Eröffnung von Szenen), Hinführung zu einer neuen Situation oder Reißschwenk zum Szenenwechsel
    • Ggf. das mit einem Schwenk abgedeckte Motiv in einzelne unbewegte Teilaufnahmen splitten (z.B. auch mit unterschiedlichen Brennweiten oder Blickwinkel aufgenommen)
    • Wenn ein Schwenk für begründet gehalten wird, sollte vor Beginn und am Ende der Bewegung für einige Sekunden mit unbewegter Kamera gefilmt werden.
    • Zoomfahrten sollten m.E. vermieden werden, da sie nicht den menschlichen Sehgewohnheiten entsprechen.
    • Alternativ zum Schwenk können bei bewegten und unbewegten Motiven mit dem dosierten Einsatz von Kamerafahrten weit eindrucksvollere Bilder erzeugt werden.

    Auf weitere Ausführungen zu den Kamerafahrten verzichte ich hier; dazu wurde ja auch schon an anderer Stelle hier im Forum diskutiert.

    Vielleicht finden ja meine Anregungen Zuspruch bzw. lösen weitere Kommentare aus.


    Viele Grüße Jürgen

  • Jogibär: Danke für deine Stellungnahme.


    Wenn wir generell über Kamerabewegungen diskutieren wollen, dann wäre das entsprechend den Feedbackregeln in einen eigenen Thread sinnvoll.


    Die grundsätzliche Diskussion über Kamerabewegungen.geht ja weiter als was ein Feedback leisten kann und soll.


    Ich bin auch dran interessiert, weil ich einige deiner Thesen in bestimmten filmischen Zusammenhängen für zu mechanisch übergestülpt bis falsch halte. Habe aber momentan viel um die Ohren. Falls du oder jemand anders einen solchen Thread aufmacht, sage ich was, wenn ich Zeit habe.


    Beste Grüße, Uli

  • Hallo Uli,

    du hattest das Forum gebeten dir eine Rückmeldung zu geben. Dies habe ich mit meiner Stellungnahme getan.

    Meine Äußerung spiegelt hinsichtlich der Kameraführung meine persönliche Entwicklung wider, die von der klassischen Filmschule aber auch von Akteuren wie Rainer Wolf, Pascal Basel, Thomas Alex Norman oder Brandon Li inspiriert wurde.


    Es bleibt m.E jedem selbst überlassen, wie er seine Videos gestaltet und wie er seine Kamera führt. Meine Meinung in Teilen als übergestülpt bzw. als falsch einzustufen, finde ich daher gelinde gesagt befremdlich. Ich halte es wie der alte Fritz "Jeder soll nach seiner Fasson selig werden".

    Da das Thema Kameraführung im Forum, u.a. im Bereich "Wie und wo filmen wir ? Regie ab!" bereits diskutiert wurde, habe ich persönlich kein Interesse daran, einen eigenen Thread hierzu zu eröffnen.


    Viele Grüße Jürgen




  • Ich halte es wie der alte Fritz "Jeder soll nach seiner Fasson selig werden".

    :yes:

    Beste Grüsse;
    Es kommt darauf an wie kreativ man mit der Kamera umgeht, nicht wie teuer sie ist...

  • Meine Meinung in Teilen als übergestülpt bzw. als falsch einzustufen, finde ich daher gelinde gesagt befremdlich. Ich halte es wie der alte Fritz "Jeder soll nach seiner Fasson selig werden".





    Ich gehe konform mit Deiner Analyse und finde es befremdlich, wenn wir so arrogant miteinander umgehen.

    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • du hattest das Forum gebeten dir eine Rückmeldung zu geben. Dies habe ich mit meiner Stellungnahme getan

    Das ist auch ok.


    Nur, deine Stellungnahme zu Kamerafahrten ist sehr generell. Du legst dort dezidiert in mehreren Punkten dar, wie man nach deiner Ansicht bei Kamerafahrten zu verfahren hat. Das geht weit über eine Kritik an meinem Video hinaus.


    Das ist auch ok.


    Nur, nach den Regeln in diesem Thread kann ich dir hier nicht antworten, selbst wenn ich grundsätzlich - weit über mein Video hinaus - mit dir in einigen Fragen nicht übereinstimme. Deshalb mein Vorschlag, es auszulagern.


    Beste Grüße, Uli

  • Nur, deine Stellungnahme zu Kamerafahrten ist sehr generell. Du legst dort dezidiert in mehreren Punkten dar, wie man nach deiner Ansicht bei Kamerafahrten zu verfahren hat. Das geht weit über eine Kritik an meinem Video hinaus.

    Sorry, ich dachte, dass der Oberbegriff "Kameraführung" (auch Kamerabewegung genannt) bekannt ist und nicht erläutert werden müsste....

    Kameraführung (Kamerabewegung) unterteilt sich in Schwenk und Kamerafahrt.

    • Bei einem Schwenk wird die Kamera vertikal, horizontal oder diagonal um eine feste Achse bewegt, verlässt also ihren Standort nicht.
    • Als Kamerafahrt wird jede Bewegung bezeichnet, bei der die Kamera ihren Standort ändert (u.a. Vorwärts-/Rückwärts-bewegung, Umkreisen, seitlich verfolgen etc.)

    Mein Statement bezog sich ausschließlich auf die von dir gewünschte Bewertung und die in deinen Videos häufig anzutreffende "Kamerabewegung Schwenk" die m.E. nur sparsam und begründet verwendet werden sollte. Kamerafahrten habe ich m.E. in deinen Videos nicht gesehen.

    Wie bereits gesagt, kann man meine Sichtweise teilen - es aber auch lassen. Kritik kann man aufnehmen und annehmen, man kann sie aber auch ignorieren. Jeder sollte seinen eigenen Weg finden und mit dem Ergebnis aber auch zufrieden sein !

    Ich habe zu Beginn meiner Amateurfilmerei ein Tripod mit Fluidkopf (später ein Monopod) mit mir herum geschleppt (rollende Augen meiner Frau eingeschlossen), geschwenkt und gezoomt um möglichst viel von dem was meine Augen sahen in wenigen Szenen unterzubringen. Durch viel lesen, in Foren rumstöbern und Videos auf YT ansehen habe ich meinen Weg geändert (Selbstkritik). Ich versuche daher u.a. mehr auf die Wahl des Bildausschnitts zu achten und dosiert die Kamerafahrt einzusetzen (anfänglich mit ruhiger Hand und IBIS/OIS), später ergänzt durch einen leichten Gimbal. Meine Frau trägts mit Fassung, freut sich aber jedes Mal mit mir wenn das Video auf dem TV läuft....


    Viele Grüße Jürgen

  • Wie bereits gesagt, kann man meine Sichtweise teilen - es aber auch lassen. Kritik kann man aufnehmen und annehmen, man kann sie aber auch ignorieren. Jeder sollte seinen eigenen Weg finden und mit dem Ergebnis aber auch zufrieden sein !

    Man könnte bestimmte Fragen auch diskutieren. Das ist der Trick an einem Forum.


    Beste Grüße, Uli


    • Schwenkbewegungen nur sparsam und begründet verwenden, z.B. als Verfolgungsschwenk, Panorama-/Übersichtsschwenk (Eröffnung von Szenen), Hinführung zu einer neuen Situation oder Reißschwenk zum Szenenwechsel
    • Ggf. das mit einem Schwenk abgedeckte Motiv in einzelne unbewegte Teilaufnahmen splitten (z.B. auch mit unterschiedlichen Brennweiten oder Blickwinkel aufgenommen)
    • Wenn ein Schwenk für begründet gehalten wird, sollte vor Beginn und am Ende der Bewegung für einige Sekunden mit unbewegter Kamera gefilmt werden.
    • Zoomfahrten sollten m.E. vermieden werden, da sie nicht den menschlichen Sehgewohnheiten entsprechen.
    • Alternativ zum Schwenk können bei bewegten und unbewegten Motiven mit dem dosierten Einsatz von Kamerafahrten weit eindrucksvollere Bilder erzeugt werden


    Das sind alles "Regeln" aus der klassischen Filmschule. Diese habe ich vor mehr als 40 Jahren ebenfalls erklärt und gelernt bekommen. Und diese zahlreich angewendet.


    Aber - die Sehgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch ge- oder besser verändert.


    Was "früher" ein absolutes No-Go war - wie eben Schwenks welche an Anfang und Ende nicht einige Sekunden "stehen" sondern sofort mit einer Bewegung beginnen ist heute durchaus akzeptiert. Das relativ "neue" (neu im Bezug zur klassischen Filmschule) Medium Youtube bzw. Internet sowie die Möglichkeit Filme und Videos quasi überall mobil betrachten zu können haben ihren Einfluss, die Geschwindigkeit der Filme wird größer, schnellere Bildfolgen, weniger statische Bilder sind daher inzwischen gerade bei Filmen für das Internet immer öfters anzutreffen und scheinen auch den aktuellen "Geschmack" zu treffen.


    Insofern muss man differnzieren für welche Zielgruppe heute Filme entstehen und darf auch durchaus mal von den "klassischen" Regeln abweichen - allerdings gilt immer noch der Satz:


    Man muss die Regeln kennen um sie zu brechen!


    Und es gilt natürlich auch dass die Dosis das Gift macht, sprich wie häufig Bilder sich bewegen, wie häufig Zoomfahrten oder anlasslose Schwenks zu sehen sind - gilt gleichfalls für Flugaufnahmen oder Einstellungen aus heftigen Perspektiven aber auch für den Einsatz exzessiver Farbkorrekturen.


    Neben der durch die veränderten Sehgewohnheiten Abweichungen von den klassischen Filmregeln gibt es auch durch den bzw. die Filmer und die eingesetzte Technik hausgemachten Veränderungen. Hier gilt es teilweise deutlich kritischer zu hinterfragen (meine Meinung)


    Beispielsweise merkt man seit dem vermehrten Einsatz von DSLM bzw. Kameras mit größeren Sensoren und Wechselobjektiven gerade im Sektor der Urlaubsfilme bzw. bei Filmen welche quasi "nebenbei" entstehen oftmals den Einsatz von weitwinkligen Festbrennweiten bzw. Objektiven mit geringen Zoomfaktoren und sehr viel Offenblende - was zu tendentiell weitwinkligen Übersichtsaufnahmen führt.


    Details oder eine Verdichtung von Motiven durch längere Brennweiten wird oftmals vermieden da hierfür ein (zeitfressender) Objektivwechsel von Nöten wäre. Welcher sich wenn man quasi nebenbei bei einer Stadtbesichtigung (ggf. sogar noch in einer Gruppe mit mehreren Personen) machen muss natürlich nicht so ohne weiteres durchführen lässt.


    Oder der massive Einsatz eines Gimbals. Da werden dann längere Sequenzen mit heftig bewegter Kamera im großen Stil verwendet - eben weil man mit dem Gimbal quasi nebenbei im laufen filmen kann ohne dass das Bild wackelt....


    Anstelle sich Zeit zu nehmen, bspw. ein Gebäude oder eine Straße in einer Stadt in einzelne Einstellungen zu zerlegen wird einfach mitgefilmt. Klar, geht schneller, ist einfacher.


    Auf den manchmal exzessiven Einsatz von Drohnen oder früher auch Slidern und massiv verringerter Schärfentiefe mag ich gar nicht mehr eingehen - das waren Hypes welche sich zwischenzeitlich stark abgeschwächt haben.


    So ändert sich halt die Filmsprache mit der Zeit - was per se ja nicht schlecht ist. Und man muss diese Änderungen nicht alle mitmachen.


    Alledings muss man auch den alten Anglerspruch beachten - der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler - und immer beachten was die anvisierte Zielgruppe sehen will....und sich daran ggf. ein kleinwenig anpassen. Oder absichtlich auch nicht anpassen um aus einer Masse von Filmen herauszustechen.

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  • Ich sehe keinen grundsätzlichen Widerspruch zu meinen Äußerungen und stimme dir weitgehend zu.

    Da ich persönlich so gut wie keine Schwenks und Zoomfahrten einsetze, habe ich meine und von dir zitierten Punkte 1, 3 und 4 der klassischen Filmschule entkommen - die aber auch heute noch ihre Berechtigung haben. Entsprechende aktuelle und seriöse Quellen finden sich dazu in genügender Anzahl.

    Durch die 5 Sekunden vor Beginn und am Ende eines Schwenks soll man später in der Postproduktion entscheiden können wann der Schwenk beginnen bzw. enden soll oder ob der Schwenk verworfen und nur das Standbild übernommen wird.

    Meine und von dir zitierten Punkte 2 und 5 sollten Alternativen bzw. Ergänzungen zum Schwenk aufzeigen.


    Viele Grüße Jürgen

  • Aber - die Sehgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch ge- oder besser verändert.

    Was meiner Meinung nach AUCH zu einen Großteil den genutzten Kameras geschuldet ist.


    Einerseits waren da die "Action-Cams", die halt genau für das Einfangen von "sportlichen" Bewegungen konzipiert waren. Diese ermöglichten eigentlich jedem in jeder denkbaren Situationen zu filmen, bei der das Filmen zuvor (für den "Normalfilmer") undenkbar gewesen wären.

    Und bei Abfahrtsski, BMX, Klettern und ähnlichen Tätigkeiten ist Bewegung - auch der Kamera - natürlich essenziell.


    Andererseits haben halt auch viele für sich das Tablet oder Smartphone als guten Kameraersatz entdeckt. Auch diese verführen duch ihre Bauweise und Handhabung zu mehr Bewegung der Kamera. Stell Dich einfach mal an irgendeinen touristisch interessanten Ort und beobachte, wie da teilweise minutenlang in alle Richtungen kreuz und quer geschwenkt oder herumgelaufen wird.


    Und beide Gerätegruppen haben (oder beim Smartphone hatten) halt nur Weitwinkel anzubieten. Auch die billigen kleinen Digitalfotoapparate, die dann plötzlich auch Videos aufnehmen konnten, waren eher weitwinklig.


    Und durch diese eher preiswerten "immer dabei" Geräte sind doch auch viel mehr Leute zum Filmen gekommen, auch wenn Camcorder eine Zeit lang schon stark verbreitet waren. Da besteht dann oft auch nicht der Wunsch sich überhaupt näher mit den Thema Film zu befassen, sondern es werden eher "bewegte Fotos" für den kurzfristigen Gebrauch erstellt.



    Hinzu kommt, dass die heutigen Kinofilme auf Grund der verbesserten Tricktechnik immer spektakulärere Actionszenen zeigen. Und diese werden dann konsequent genutzt um Zuschauer zu "ziehen". Wenn da nicht wenigsten alle Minute irgendetwas explodiert, sich überschlägt, oder sonst etwas aufregendes passiert ist es "langweilig". Handlung? - wozu, der Zuschauer will doch Action, da muss reichen.


    Das hat auch geprägt und führt dazu, dass die Erwartung nach "Bewegung" im Bild stark gestiegen ist.


    Was dabei aber leider verloren geht, ist die Aufmerksamkeit auf leise Töne. Auf langsame Veränderungen, oder eben das Fehlen von großartigen Bewegungen.


    Und das ist schade, denn unsere Zeit ist - vielleicht auch wegen dieser Gewohnheiten- schon hektisch genung.



    Gruß

    Peter

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