Fokus nachziehen DSLR

  • Hallo Leute,


    ich hab mal eine grundlegende Frage zum nachziehen des Fokus während dem Filmen mit einer DSLR.


    Bisher hab ich immer mehr oder weniger stark am Fokusring die Schärfe bei sich bewegenden Objekten nachgezogen, was mal mehr und mal weniger gut funktioniert hat.


    Jetzt bin ich aber dabei von einem Schwebstativ aus zu filmen und komme somit nicht mehr an meinen Fokusring.
    Wie ist jetzt die übliche vorgehensweiße?


    Durch zufall bin ich auf ein Video gestoßen bei dem genau das eine Rolle spielt. ( zu sehen bei 0:50)


    Wie machen die das?


    Ich wär über ein paar Tipps oder Links sehr dankbar.


    Gruß
    Sebastian

  • Bei 50" sehe ich nur sehr rassante Schnitte - meinste Du den laufenden Kameraträger? Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser mit einer kleinen Brennweite (WW) arbeitet. Damit bekommt er einen großen Schärfentiefebereich - auch mit einer DSLR. Filmt er dann auch noch mit einer etwas kleineren Blende (5.6 oder darüber), dann hat man praktisch ein Fixfocusobjektiv. Das sieht mir hier aber nicht danach aus.

  • Ja, das bei 0:50 war nur zu Verdeutlichung was ich meine.


    Das ganze Video wurde ja so gedreht und während der Typ läuft (also auch in anderen Szenen) kann er den Fokus ja nicht gleichzeitig nachziehen.


    Also muss ich einfach nur eine kleine Brennweite wählen, (wahrscheinlich Fokus auf Unendlich) und reltaiv kleine Blende um auch bewegte Objekte scharf abbilden zu können ?!?

  • Ja - relativ kleine Blende, dazu eine WW-Brennweite und rel. hohes Gain, wenn wenig Licht vorhanden ist. Hier muss man abwägen. Das Objektiv kann dabei ruhig auf 3m fokussiert sein, unendlich ist da gar nicht nötig.

  • Ist mit Gain der ISO Wert gemeint?

  • Richtig: kleine Brennweite, relativ kleine Blende.
    Aber nicht auf Unendlich scharf stellen, sonder auf die sog. hyperfokale Entfernung bzw. Brennweite. Dieser Punkt garantiert Schärfentiefe ab etwa der halben hyperfokalen Entfernung bis unendlich.
    Der Punkt liegt überraschend dicht am Objektiv bei kleiner Brennweite mit kleiner Blende.


    Tiefenschärferechner
    http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm
    Hier sind einfach die richtigen Parameter einzugeben. Der Wert Zerstreuungskreis beeinflusst die Tiefenschärfe und ist u.a. vom Betrachtungsabstand der fertigen Bilder anhängig. Starten kannst Du hier aber mit dem Wert bezogen auf den Aufnahmesensor der Cam. Bei einem APS-C-Sensor beispielsweise wären das 0,018mm. Wenn das Video allerdings auf einem 42"-TV angesehen werden soll mit 4m Sitzabstand, darf der Wert steigen. D. h., der Tiefenschärfebereich (mit der zulässigen Unschärfe) wird größer. Mit anderen Worten: Auch Objekte, die noch vor dem dem Startpunkt der Tiefenschärfe vors Objektiv geraten, werden von späteren Betrachtern nicht unbedingt als unscharf wahrgenommen.
    Dafür sehen nahe Objekte mit WW-Objektiven u. U. etwas "merkwürdig" aus.


    Viel Spaß mit dem Rechner. Werte ermitteln und mit der eigenen Kamera überprüfen, in wieweit das hinkommt. Verschiedene Einstellungen (Lichtsituationen, Entfernungen) merken und dann kanns losgehen.


    Beste Grüße,
    Reiner

    Einmal editiert, zuletzt von Reiner M ()

  • Ja, so in etwa. Es kann wegen der Sensornutzung im Videomodus geringe Verschiebungen geben. Aber teste mal, ob das einigermaßen hinkommt. Auch mit anderen Blendenwerten und Brennweiten.


    Beste Grüße,
    Reiner

    Einmal editiert, zuletzt von Reiner M ()

  • Beim professionellen Film wird die Schärfe ggf. über Funk nachgeführt. Das klappt dann auch bei Kamerafahrten mit einem Schwebestativ.


    In dem im Video gezeigten Fall ist das sicherlich nicht so; dort dürfte so verfahren worden sein, wie oben beschrieben.

    Greetings,
    ro_max


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  • Zitat

    so wie ich das jetzt verstehe muss ich mein Objektiv auf ca. 2,88M stellen


    Da habe ich ja gar nicht mal so schlecht geschätzt... :D


    Reiner Erfahrungswert, also nicht errechnet.

  • Stimmt, Lothar! :yes: - Sehr gut!


    Nichts geht über praktische Erfahrung! Deshalb habe ich ihn auch mehrfach gebeten, das zu überprüfen, mit den eigenen Werkzeugen.


    Allerdings verändert sich der hyperfokale Schärfepunkt gewaltig, wenn sich die Kenndaten ändern. Der kann mit mit dem selben Objektiv auch 40cm vor der Linse oder bei 40 Meter liegen (Er benutzt scheinbar ein Zoom 17-40mm). Solche Rechner sind deshalb geeignet, mal die groben Eckdaten auszuspähen, damit man nicht ewig erfolglose Tests fahren muss und womöglich zum guten Schluss das ganze Zeug unzufrieden in die Ecke schmeißt.


    Der Rechner beweist auch ganz gut, dass es unter den besonderen Umständen bei VDSLR i.d.R. wenig Sinn macht, sich Objektive mit großen Blendenöffnungen (<= 2) anzuschaffen, wenn man das nicht z. B. für Unendlich-Landschaften im Dämmerlicht unbedingt braucht. Wer will da bei wenigen Millimetern bis Zentimetern Schärfentiefe mit üblichen Objektdistanzen noch die Schärfe manuell nachziehen? Trotzdem wird dieser Tipp, für VDSLR auf kleine Blendenwerte zu achten, immer wieder gern geben und gern angenommen.


    Beste Grüße,
    Reiner

    Einmal editiert, zuletzt von Reiner M ()

  • Zitat

    Original von Reiner M
    Trotzdem wird dieser Tipp, für VDSLR auf kleine Blendenwerte zu achten, immer wieder gern geben und gern angenommen.


    Das kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass z.B. die lichtstarken L-Objektive von Canon in der Regel auch besser abbilden als die Lichtschwächeren.
    Und wenn man dann schon die lichtstarken objektive hat ist man bei Lowlight einfach im Vorteil.

  • Zitat


    Netter Link - danke dafür!

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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    Der Rest ist meine Privatmeinung

  • Zitat

    Original von Hans-Jürgen
    Und wenn man dann schon die lichtstarken objektive hat ist man bei Lowlight einfach im Vorteil.


    Das stimmt für Videografie in üblichen Aufnahmesituationen nur theoretisch, oder? Von Ausnahmen und z. B. Filmsets mit vorderfinierten Bewegungsabläufen, Bodenmarkierungen und technischer Unterstützung jeder Art mal abgesehen. Für Fotografie ist das absolut richtig, da verändert sich die gewollte Schärfeebene für den Moment der Aufnahme nicht und große Blenden sind ein wichtiges Gestaltungsmittel. Aber hier greife ich auch oft zu sehr kurzen Verschlusszeiten, was große Blendenöffnungen gut unterstützen.


    In der Videografie arbeitet man meist mit vergleichsweise langen Verschlusszeiten. Der Bedarf an mehr Licht hält sich also in Grenzen. Man muss bei den Canon-EOS-Modellen den Fokus manuell nachführen. Der Vorteil von 1,2, oder gar 3 Blendenstufen nach unten kann schnell zum Nachteil werden. Besser ist es, man gleicht ihn mit dem weiten ISO-Bereich aus. Ich fange mir bei kleinerer Blende und höherem ISO zwar etwas mehr Rauschen ein (was sich erträglich rausrechnen lässt), aber ich habe weniger Unschärfen durch mißglückte Schärfenachführungen in der selben Szene bei bewegten Objekten (was sich nicht rausrechnen, sondern nur wegschneiden lässt). Besonders kritisch wirds, wenn sich die Objekte unvorhersehbar bewegen. Und das ist bei meinen Amateur-Aufnahmen eher üblich. Dazu erhalte ich eine Bildtiefe, die dem Objekt gerecht wird. Die braucht man m. E. beim Bewegtbild eher als in der Fotografie.


    Meine Objektive mit großen Blenden nutze ich trotzdem gern. Doch kommen die bevorzugt in der Fotografie zum Einsatz. Fürs Videografieren benutze ich eigentlich ausschließlich Zoom-Objektive, und die fangen eh erst bei Blende 2,8 bzw. 4 an - zumindest meine.


    Beste Grüße,
    Reiner

  • Zitat

    Original von Reiner M
    In der Videografie arbeitet man meist mit vergleichsweise langen Verschlusszeiten. Der Bedarf an mehr Licht hält sich also in Grenzen.


    Das kommt halt immer auf die Situation an. Was glaubst du, wie oft ich mir als Naturfilmer etwas mehr Licht wünsche und gerne lichtstärkere Objektive hätte (oder Kameras, die das Rauschen unterdrücken).

  • Zitat

    Original von Hans-Jürgen
    Was glaubst du, wie oft ich mir als Naturfilmer etwas mehr Licht wünsche und gerne lichtstärkere Objektive hätte.


    Wem sagt Du das. Irgendwo sind immer Grenzen. Aber die wurden in wenigen Jahren zu unserem Vorteil stark verschoben, oder? Die Objektive helfen uns da aber nicht (wegen der Tiefenschärfeproblematiken), es muss die Cam sein, die besser wird.
    Leider ist die C300 preislich nicht ganz das, was zu meinem Budget passt, meinen Ansprüchen würde sie schon so in etwa gerecht werden ... um mal ein Beispiel zu nennen.


    Ansonsten gehört bis irgendwann die Disziplin dazu, den Finger vom Auslöser zu lassen, wenn klar ekennbar ist, dass Grenzen überschritten werden. Lieber nur kurz ärgern, als tagelang an fehlbelichteten Aufnahmen rumwerkeln, die dann doch im Müll verschwinden.


    Beste Grüße,
    Reiner

  • Zitat

    Original von Reiner M


    Meine Objektive mit großen Blenden nutze ich trotzdem gern. Doch kommen die bevorzugt in der Fotografie zum Einsatz. Fürs Videografieren benutze ich eigentlich ausschließlich Zoom-Objektive, und die fangen eh erst bei Blende 2,8 bzw. 4 an - zumindest meine.


    Auf meiner eben abgeschlossenen Tour durch Niederbayern habe ich z.B. im Freilichtmuseum mit der VDSRL gefilmt wie die Bauern früher wohnten. Es war ein trüber Tag und die Fenster der Holzhäuser sind sehr klein, d.h. man hat sehr wenig Licht zu Verfügung. Ich bin trotzdem sehr erstaunt wie toll die Farben mit wenig Bildrauschen bei der Filmerei ausgefallen sind. Kein Wunder, ich filmte ja mit 1/30 sec, Zoom-Blende 3,5-5,6 und bis ISO 1600. Unter solchen Umständen war früher eine qualitativ gute Filmerei mit Super 8 kaum möglich, auch nicht mit dem hochempfindlichen Kodak-Film, der sehr grobkörnig abgebildet hat. Mein lichtstarkes Normalobjektiv mit Blende 1.8 habe ich im Freilichtmuseum praktisch nicht gebraucht.

    Beste Grüsse;
    Es kommt darauf an wie kreativ man mit der Kamera umgeht, nicht wie teuer sie ist...

  • Ich bedanke mich höflichst für den Tip mit dem Rechner. :servus: Das kann ich bestimmt gebrauchen.