Die Bilder wirkten angenehm ruhig. Ich schaute das Video gerne an, obwohl es nur technische Aufnahmen von einer für mich uninteressanten Kamera waren.
Nach einer Weile wurde mir klar, was die Gelassenheit erzeugt: Die Bilder waren vertrauenserweckend stabil. Ein Standbild blieb felsenfest, nichts wackelte, nichts zitterte. Schwenks ruckelten weder beim Anfahren noch beim Stopp, die Bilder liefen flüssig und gleichmäßig über meinem Monitor, hach, wunderbar...
Der Trick ist steinalt: Ein Stativ. Als Kameramann der alten Schule filmt Doug Jensen auch bewegte Bilder vom Stativ. Fährt die Kamera über eine Stadtlandschaft, lenkt kein Gezappel vom Thema ab.
Ich bin eher zufällig auf sein Video gestoßen. Es hat mir aber klar gemacht, wie viele gestalterische Möglichkeiten in so einfachen, alten Techniken stecken. Und, wie viel wir verschenken. Bildstabilisatoren und Gimbals versprechen zwar ruhige Bilder, sie wirken und fühlen sich aber anders an, als vom Stativ aufgenommene.
Auf meinen Reisen mit Bahn und Fahrrad werde ich kein Stativ mitnehmen, dafür ist es zu groß und zu schwer. Ich will aber mal schauen, ob ich die Kamera künftig ruhiger halten kann, aufstützen usw. Wegen des ganzen elektronischen Zeugs habe ich vergessen, wie spannend ruhige Bilder sein können.
Hier ein Video von Doug Jensen. Achtung: Er verkauft Video Kurse und es sind keine Filme mit Erzählung, nur technische Aufnahmen.
Die Sony PXW-Z200 ist auch eher für Profi-Run & Gun- oder Streaming-Situationen, eher nix für Amateure, sollte aber nicht stören. Ach ja, und "RAW Footage" heißt nicht, dass in RAW aufgenommen wurde. Die Bilder sind einfach so, wie sie aus der Kamera kommen, unbearbeitet, roh.
"Sony PXW-Z200. Ungraded RAW Footage (Scene File: Doug #6)"
Hier ein Video von MABO. Er arbeitet normalerweise viel mit Gimbals. Auf einer privaten Reise, mit Hund, hat er mit einem Stativ aufgenommen - und war über die Bilder erstaunt.
"The Art of Tripod Filmmaking"
Beste Grüße, Uli