Bewegte Postkarte? - Bryggen

  • Stand der Dinge: Meine Filme sind bewegte Postkarten. Alle top Sehenswürdigkeiten einer Altstadt detailliert abgefilmt, das wars.


    Problem: Technisch ist das Video korrekt, trotzdem zippt der Zuschauer weiter. Der Film spricht ihn nicht an, ihm fehlen Emotionen. Die entscheidende Frage beim zusehen - „Wie geht es weiter?“ - kommt nicht auf.


    Konkretes Beispiel: Bryggen

    Ich komme im historischen Hansekontor Bryggen im norwegischen Bergen halbwegs gut informiert an.


    Ich nehme auf: Totale über die repräsentative Giebelfront für die Eröffnung, Details an den Fassaden, Gang durch die Gassen, Innenhof, Kranausleger.


    Zuhause merke ich, es ist mir nicht gelungen, die Atmosphäre von Bryggen einzufangen. Ich habe einen viele Clips, aber keine zusammenhängende Geschichte.


    Hintergrund: Vom 14. bis Mitte des 16 Jahrhunderts war das Kontor Teil des mächtigen Handelsimperiums der Hanse. In Spitzenzeiten lebten dort auf engstem Raum 2000 deutsche Männer. Frauen durften Bryggen nicht betreten, was das Leben nicht leichter machte.


    Es herrschten raue Sitte und der Konkurrenzkampf war brutal, ging es doch um sehr viel Geld. Die deutschen Kaufleute hatten südlich von Bryggen das Monopol für den Stockfischhandel.


    Für Neuankömmlinge und vor allem Lehrlinge ging es in dieser Männergesellschaft im ersten Jahr im wahrsten Sinne des Wortes ums Überleben. Zudem, wegen Brandgefahr durfte keines der Kontorhäuser beheizt werden.


    Ergebnis: Bryggen hat einen spannenden Hintergrund. Und eigentlich wollte ich mit meinen Bildern den Gegensatz zwischen dem mächtigen Kontor - siehe prächtige Fassaden - und dem eingepferchten, rauen Leben der 2000 Männer in der geschlossenen Gemeinschaft rüberbringen, was mir nicht gelungen ist.


    Gründe: Ich hatte kein Konzept, wie ich die Macht des Kontors zeige. Beispiele:

    • Statisches Weitwinkel vor der beeindruckenden Fassade zum Wasser, Menschen laufen vorbei? Soll ich für einen Überblick weiter weggehen, nur um dann herkömmliche Bilder zu erhalten?
    • Oder mit Weitwinkel nah dran, die Fassaden wölben sich gewaltig in den Himmel. Aber dann verliere ich die gedrängte Enge, alle Kontor-Häuser stehen Wand an Wand. Die Hanse war in der Konkurrenz zu den Norwegern in Bergen nicht allmächtig.
    • Zuhause hatte ich die Idee, mit den vielen Fenstern, die fast eine serielle Fabrikfassage ergeben, was zu machen. Z. B. mit einer schwebende Kamera an der Fassade entlanggehen und mit der Wiederholung der Fenster die wirtschaftliche Größe des Kontors zu zeigen. Nur, eine längere Kamerafahrten habe, dann sollten die anderen Aufnahmen nicht zu statisch gemacht werden. usw.

    Ich hatte auch keine richtige Idee, wie ich als Gegenpol die Situation innerhalb Bryggens darstelle: 2000 Männer leben und arbeiten auf engsten Raum Tag und Nacht zusammen. Das birgt Konfliktstoff, sicher per Voiceover zu erklären, aber wie im Video umsetzen?


    FRAGEN:

    Ihr habt sicher schon Burgen, Klöster, Märkte oder Fabriken aufgenommen, die eine bewegte Zeit hatten oder haben. Wie geht man da ran, damit man am Ende eine Geschichte erzählt und nicht nur eine bewegte Postkarte hat?


    Wie löst ihr so eine Situation bildlich auf? We stellt man z. B. Machtverhältnisse dar? Vorbereitung, Konzept, statische, bewegte Kamera? Weitwinkel oder mit Tele komprimieren? Wie die Macht und die innere Gefährdung zeigen? Oder ganz andere Lösungen...?


    Im Idealfall hätte man ein Grundgerüst an Ideen, mit dem man flexibel auf die jeweilige Situation reagieren kann. Da gibt es viele Wege nach Rom, aber welche?


    Damit ihr eine bildliche Vorstellung habt, wie es in Bryggen aussieht, hänge ich einige Bilder an.


    Beste Grüße, Uli


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  • Stand der Dinge: Meine Filme sind bewegte Postkarten. Alle top Sehenswürdigkeiten einer Altstadt detailliert abgefilmt, das wars.


    Problem: Technisch ist das Video korrekt, trotzdem zippt der Zuschauer weiter. Der Film spricht ihn nicht an, ihm fehlen Emotionen. Die entscheidende Frage beim zusehen - „Wie geht es weiter?“ - kommt nicht auf.


    Das Problem ist das man am Anfang eines Filmes das Interesse des Zuschauers wecken muss. Der Zuschauer muss sagen "ist das interessant, da schau ich weiter!"


    Gerade auf einer Plattform wie Youtube bzw. generell Social Media ist das wichtig.


    Ich nehme auf: Totale über die repräsentative Giebelfront für die Eröffnung, Details an den Fassaden, Gang durch die Gassen, Innenhof, Kranausleger.


    Giebelfront für die Eröffnung - das ist kein sonderlich guter Anfang. Ich würde hier einige außergewöhnliche Bilder setzen. Außergewöhnlich in dem Sinne das ich nur Details zeige die nicht gleich verraten um was es geht. Und zwar wirklich Details!


    Hintergrund: Vom 14. bis Mitte des 16 Jahrhunderts war das Kontor Teil des mächtigen Handelsimperiums der Hanse. In Spitzenzeiten lebten dort auf engstem Raum 2000 deutsche Männer. Frauen durften Bryggen nicht betreten, was das Leben nicht leichter machte.


    Es herrschten raue Sitte und der Konkurrenzkampf war brutal, ging es doch um sehr viel Geld. Die deutschen Kaufleute hatten südlich von Bryggen das Monopol für den Stockfischhandel.


    Für Neuankömmlinge und vor allem Lehrlinge ging es in dieser Männergesellschaft im ersten Jahr im wahrsten Sinne des Wortes ums Überleben. Zudem, wegen Brandgefahr durfte keines der Kontorhäuser beheizt werden.


    Das ohne einen Off-Kommentar bildlich umzusetzen wird auch absoluten Profis nicht gelingen.


    Ein Profi der ein Reisevideo drehen müsste würde sich da einen Protagonisten holen, einen Geschichtsexperten und diesen erzählen lassen. Das ganze mit entweder historischen Bildern in Form von Gemälden o.ä. unterstützen. Oder auch inszenierte Spielszenen nutzen, bspw. versuchen wie die Lehrlinge den Winter über fast erfrieren mittels Schauspielern zu zeigen.


    Für den Amateur völliger Overkill, nicht machbar - logisch!


    Und auch mit solchen Hilfsmitteln wie einem Protagonisten und Spielszenen ist das sehr schwer zu zeigen, vor allem ohne das es langweillig wird.


    Eine Alternative welche aber auch recht aufwendig ist wäre sich einen quasi Moderator zu holen der eine interessante Geschichte vor der Kamera erzählt. Beispielsweise in der Art das man sich selbst ins Bild bringt und eine Story bastelt im Sinne von "vor der Reise habe ich gelesen dass das Leben in Brygge hart war. Jetzt bin ich hier und mache mich auf die Suche nach Zeitzeugen, nach den Lebensumständen der deutschen Handelsleute. Mal sehen was ich noch finden kann..." und dann eben selbst vor der Kamera quasi das Kontor entdeckt und im On die Kommentare spricht.


    Das wäre umsetzbar, braucht aber einen zweiten Mann (Frau) welche die Kamera führt und man muss sich intensiv vorbereiten, hat aufwendige Dreharbeiten. Machbar, aber sehr viel Aufwand und ggf. deutlich zu viel für einen normalen Urlaubsfilm.



    Ich kann es nur noch mal wiederholen: Quasi die Five-Shot-Regel umsetzen und sehr viele Details mitnehmen. Von jedem Motiv.


    Wenn ich bspw. in einem Freilandmuseum ein altes Bauernhaus filme dann fange ich außen an und nehme neben dem Weitwinkelshot der das Haus in seiner Umgebung zeigt auch einzelne Fenster auf, vielleicht die Blumen am Blumenkasten im Fenster, den Türgriff, die Scharniere der Tür, eventuell sogar in verschiedenen Einstellungsgrößen - beispielsweise vom Türscharnier nur eine verzierte Ecke, dann das Scharnier in Gänze, die Tür mit dem Scharnier usw. - und gehe dann weiter im inneren in den Räumen. Ist ein Raum dunkel und eng versuche ich diese Enge auch zu zeigen. Nicht unbedingt mit einem Weitwinkel, sondern auch mittels Details. Das Bett ist klein weil die Leute dmals kleiner waren - dann zeige ich das. Und nehme nicht nur die Schlafstube mit dem kleinen Bett auf, sondern auch Details von der Bettwäsche, die Kleidertruhe - und auch da Details - vielleicht ein kleines Fenster durch das die Sonne fällt - und versuche so das Flair rüberzubringen.


    Ein gutes Beispiel ist da die SWR Room Tour - ein Youtube-Kanal wo außergewöhnliche Häuser zusammen mit ihren Bewohnern gezeigt werden. Und obwohl hier die Bewohner ihre Geschichte erzählen gibt es unzählige Detailaufnahmen welche die Bilder interessant machen und den Lebensstil der Bewohner rüberbringen....


    Im Idealfall hätte man ein Grundgerüst an Ideen, mit dem man flexibel auf die jeweilige Situation reagieren kann. Da gibt es viele Wege nach Rom, aber welche?


    Damit ihr eine bildliche Vorstellung habt, wie es in Bryggen aussieht, hänge ich einige Bilder an.


    Was mir an den angehängten Bildern auffällt - sehr viele offene Bilder. Eher weitwinklig und Normalbrennweite. Kaum Details.


    Für Fotos mag das ausreichend sein, für Video meiner Meinung nach nicht.


    Dadurch das wir immer öfters mit DSLM filmen ergibt sich automatisch das Problem das wir nur einen begrenzten Brennweitenbereich zur Verfügung haben, uns oftmals auf eine Begrenzung der Brennweite auch mit Zoomobjektiven beschränken müssen oder eben dann Objektive wechseln müssen. Das merke ich selbst, ein 17-70 oder auch 18-135 o.ä. ist auf einer Kamera wie der A6700 oder FX30 oftmals schon eine Begrenzung welche man bemerkt.


    Das Problem dabei ist ja das Bilder mit gleichem Bildausschnitt aufgenommen unterschiedlich wirken - ein Weitwinkel kann ggf. verzerren, ein Tele das Bild und die Bildwirkung verdichten. Daher bringt auch die alte Fotografenweisheit welche gerade Primefetischisten mit ihren Festbrennweiten immer anführen "du hast Füße, also beweg dich als Fotograf" nicht immer was weil eben nicht die spezifische Bildwirkung erzielt wird die man haben möchte.


    So, das sind meine Gedanken zu dem Thema. Ein Kochrezept habe ich da auch nicht.....

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  • Ich würde hier einige außergewöhnliche Bilder setzen. Außergewöhnlich in dem Sinne das ich nur Details zeige die nicht gleich verraten um was es geht. Und zwar wirklich Details!

    Eröffnung mit Details, die neugierig machen und die die Fragen auslösen: Was kommt als nächstes? Weil, nur dann bleibt der Zuschauer im Film. Notiert.


    Ich habe ja zu zwei Fragen keine passenden Bilder hinbekommen:

    1. Lebensbedingungen: Wie zeige ich, dass in Bryggen auf engstem Raum 2000 deutsche Männer unter harrschen Bedingungen lebten?
    2. Macht: Wie stelle ich anhand der Bauten die Machtverhältnisse dar?


    Zu 1. Lebensbedingungen sagst du:

    Das ohne einen Off-Kommentar bildlich umzusetzen wird auch absoluten Profis nicht gelingen.

    Das sehe ich ebenfalls so. Eigentlich wollte ich das mit einem Sprecher aus dem Hintergrund lösen, Voiceover.


    Zum Voiceover-Text brauche ich Bilder. Leider regnete es am Aufnahmetag und tausende Besucher eines Kreuzfahrtschiffs verstopften die Gassen. Mangels Konzept im Kopf und genervt von 1000 Regenschirmen vergeigte ich die Aufnahmen.



    Zu 2. Wie stelle ich anhand der Bauten, der Architektur die Machtverhältnisse dar? - schreibst du

    Ich kann es nur noch mal wiederholen: Quasi die Five-Shot-Regel umsetzen und sehr viele Details mitnehmen. Von jedem Motiv.

    Die Five-Shot-Regel ist wichtig, und ich vergesse sie zu oft. Aber, sie hilft mir bei der Frage, wie Stelle ich Machtverhältnisse anhand der Architektur dar, nicht weiter.


    Über dieses Problem stolpere ich ständig bei Kirchen, Regierungsbauten, Fabrikanlagen oder Villen.


    Architektur löst praktische Probleme, wo lebe und arbeite ich. Bestimmt den künstlerischen Stil der jeweiligen Epoche mit und stellt die Machtverhältnisse in der Gesellschaft dar.


    Da bräuchte ich mehr Rüstzeug, um besser reagieren und filmen zu können.


    Beste Grüße, Uli

  • Ich habe ja zu zwei Fragen keine passenden Bilder hinbekommen:

    1. Lebensbedingungen: Wie zeige ich, dass in Bryggen auf engstem Raum 2000 deutsche Männer unter harrschen Bedingungen lebten?
    2. Macht: Wie stelle ich anhand der Bauten die Machtverhältnisse dar?

    Zu 1.

    Sofern da keine entsprechenden Überbleibsel vorhanden sind = z.B. Wohnbaracken, oder ein „Ghetto“ - bzw. Gemälde, Fotos, Zeichnungen, die Du auch verwenden kannst, kannst Du das halt nicht zeigen. Ebensowenig wie z.B. die Belagerung einer Stadt/Burg durch feindliche Truppen.

    Es sei denn Du holst Dir natürlich eine entsprechende Anzahl Statisten und Schauspieler, die das für Dich nachstellen.


    In solchen Fällen geht das nur über Erklärungen, entweder als VoiceOver, oder halt besser noch als Erklärung einer (wenigstens zeitweise) zu sehenden Person.


    zu 2.

    Auch hier kannst Du immer nur das Vorhandene nutzen.

    Als z.B. ein reich geschmücktes Patrizier- oder Rathaus im Kontrast zu einer kleinen, einfachen Wohnhütte, einem Pranger, o.ä.

    Das kann man dann ggf. auch noch durch die Perspektive verstärken, oder durch Farben oder Lichtsetzung. Wobei halt letzteres bei einem Urlaubsvideo nur sehr schwer machbar sein wird.




    Und es ist halt grade an stark besuchten Orten und als Teilnehmer einer Reisegruppe sehr schwer bestimmte Aufnahmen gut hinzubekommen. Ganz besonders, wenn man dann auch noch unter Zeitdruck steht, weil schon gleich der nächste Tagesordnungspunkt ansteht.


    Und wenn das Wetter nicht mitspielt, dann kann man das halt auch nicht ändern. Da hilft dann auch die beste Planung nichts.


    Unter diesen Umständen sind halt derartig Sachen nicht zu machen - zumindest nicht in der Art, wie Du sie ja wohl anstrebst.

    Wobei, wenn „Seewetter“ halt typisch für den Ort ist, dann könnte man ja auch das als das „Wesentliche“ herausstellen. und für das Aufzeigen von widrigen Lebensumständen wäre es sogar geeigneter als blauer Himmel mit Sonnenschein.


    Deshalb schrieb ich ja auch „möglichst schnell“ ist ein Killfaktor. Man braucht Zeit und Überlegung. Zeit allein schon um evtl. auch mal einige Dinge auszuprobieren.


    Michelangelo hat beim Malen des Deckengemäldes in der Sixtinischen Kapelle auch nicht gesagt „…los Jungs, in einer halben Stunde sind wir durch..“


    Solche Dinge brauchen Zeit. Also muss man sich entscheiden ob man sich die Zeit gönnt und überlegen wie man sie erlangen kann. Will oder kann man sich diese Zeit nicht ermöglichen, muss man sich halt mit dem zufrieden geben, was man bekommen kann und seine Ansprüche herabgesetzten /ändern.


    Gruß

    Peter

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  • Zu 1.

    Sofern da keine entsprechenden Überbleibsel vorhanden sind = z.B. Wohnbaracken, oder ein „Ghetto“ - bzw. Gemälde, Fotos, Zeichnungen, die Du auch verwenden kannst, kannst Du das halt nicht zeigen

    Da war ich nicht gut vorbereitet und hatte keinen Plan im Kopf. Ein paar Bilder, die auf das damalige Leben verweisen, hätte ich machen können. Doch dann schwappte die Touristenwelle in die Gassen und meine Vorsätze gingen den Bach runter.


    zu 2.

    Auch hier kannst Du immer nur das Vorhandene nutzen.

    Als z.B. ein reich geschmücktes Patrizier- oder Rathaus im Kontrast zu einer kleinen, einfachen Wohnhütte, (...)


    Das kann man dann ggf. auch noch durch die Perspektive verstärken, oder durch Farben oder Lichtsetzung. Wobei halt letzteres bei einem Urlaubsvideo nur sehr schwer machbar sein wird.

    Die Zeichen von Macht sind leicht auszumachen und aufzunehmen. Doch wie komme ich vom Postkartenbild weg? Wie zeige ich in der Architektur Macht?


    Ich kann im Urlaub nur Brennweite, Perspektive und Kamerabewegung bestimmen.


    Wenn ich überlege, mit Macht verbinde ich strenge und mächtige Bilder.

    • Mit einem Weitwinkel die in die Tiefe laufenden perspektivischen Linien der Gebäude hervorheben, um Größe zu zeigen.
    • Vor der Fassade mit einem Weitwinkel langsamer Schwenk nach oben, damit sich die Vorderfront immer weiter auffaltet und gegen den Horizont größer wird.
    • Ruhige Dollyfahrt parallel zur Häuserfront mit einem 50er, um durch die fortlaufende Wiederholung der Fenster "unendlichen" Besitz zu zeigen
    • Dazwischen Detailaufnahmen von den Symbolen der Macht, wie Statuen, Fassadenausschmückungen, Leitsprüchen usw.
    • Noch Ideen?

    Beste Grüße, Uli

  • Noch Ideen?

    Nun,


    da ich Bergen nicht kenne, also nicht weiß, was dort erhalten ist, kann ich nur allgemein sprechen.


    Aber zu „Macht“ gehören m.E. auch :

    • Befestigungsanlagen, Kanonen, oder Piken, Helme, u.ä.
    • des Weiteren Amtsketten, Siegel, Urkunden,
    • auch andere Dinge, die sich nur die „Mächtigen“ leisten konnten, wie Pokale und gutes Geschirr, sozusagen der „goldene Löffel“.

    Dazu dann als Gegensatz die Holzschüssel, Feuerstelle, Dreschflegel, Fischernetz, u.ä.

    Und alles was halt zur Durchsetzung der Machtausübung gehört, wie der schon genannte Pranger, oder Galgen, Verließ, Gefängnis, Folterwerkzeuge.


    Sich da eine ausreichenden Überblick zu verschaffen ist in solchen Reisegruppen halt schwierig. Notfalls muss man sich dann da auch mal absetzen und seine eigenen Wege gehen. Man muss nur aufpassen dann rechtzeitig am Treffpunkt zu sein.

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  • Ich bin erstaunt über die Diskussion. Wenn man Bryggen einen Besuch abstattet, dann sollte man wissen, dass man sich in einem Weltkulurerbe der Unesco befindet. Das sollte dann zumindest ein wenig Interesse wecken, etwas über die historischen Hintergründe zu erfahren. Ansonsten handelt man in etwa wie die Amis, die eine Woche Europa -incl Ägypten -buchen. (So gesehen in einem Center in Panama City, Florida).

    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Aber zu „Macht“ gehören m.E. auch :

    Befestigungsanlagen, Kanonen, oder Piken, Helme, u.ä.
    des Weiteren Amtsketten, Siegel, Urkunden,
    auch andere Dinge, die sich nur die „Mächtigen“ leisten konnten, wie Pokale und gutes Geschirr, sozusagen der „goldene Löffel“.

    Hm, ich meine, um Macht auszudrücken braucht es zumindest die militärischen Mittel wie Kanonen, Helme oder Piken nicht. Das kann man auch mit der Art und Weise zeigen, wie man baut. Die Siegel, Urkunden usw. sind die Folge der durchgesetzten Macht.


    Das Deutsche Hanse Kontor Bryggen hat eine repräsentative aber nach außen abgeschlossene Front. Sie drückt gleichzeitig Wohlstand, architektonische Fähigkeit wie auch Gebietsanspruch und Abwehr aus.


    Beste Grüße, Uli

  • Hm, ich meine, um Macht auszudrücken braucht es zumindest die militärischen Mittel wie Kanonen, Helme oder Piken nicht.

    Muss ja auch nicht sein.


    Du hattest aber nach weiteren Möglichkeiten gefragt. Fassaden waren ja vorher schon genannt. Wirtschaftliche Macht kann man auch durch Münzen oder Warenspeicher u.ä. aufzeigen.


    Es kommt halt auf die Gestaltung an. Und es muss halt alles zusammenpassen.

    Deshalb finde ich ja auch solche Aufzählungen nicht unbedingt für wirklich hilfreich.

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  • Ich bin erstaunt über die Diskussion. Wenn man Bryggen einen Besuch abstattet, dann sollte man wissen, dass man sich in einem Weltkulurerbe der Unesco befindet. Das sollte dann zumindest ein wenig Interesse wecken, etwas über die historischen Hintergründe zu erfahren. Ansonsten handelt man in etwa wie die Amis, die eine Woche Europa -incl Ägypten -buchen. (So gesehen in einem Center in Panama City, Florida).

    Was erstaunt dich?


    Mit ein "wenig Interesse" an der Geschichte des Hansekontor Bryggen findet man, dass die Vorteile für die deutschen Kaufleute 1284 mit einer Handelsblockade der Hanse gegen die norwegischen Händler durchgesetzt wurde.


    Das deutsche Hanskontor wurde so mächtig, dass Bergen wegen der Gebietsansprüche der deutschen Kaufleute sein Stadtzentrum samt Rathaus verlegen musste.


    Man darf sich das Verhältnis aber nicht als dauerhafte Belagerung vorstellen. Die deutschen Händler mussten mit jedem Schiff Waren vom Süden an die Norweger liefern, die dort gebraucht wurden.


    Die Hanse hatte dafür das Recht, den hoch begehrten Stockfisch praktisch and die restliche Welt, also alles was südlich von Bryggen / Bergen lag, zu liefern. Wie immer ging mit dem Handel eine kultureller Austausch einher.


    Die Deutschen und Norweger bereicherten sich auch gegenseitig, was neuere Untersuchungen z. B. von Geir Atle Ersland "The Hanseatic Merchants and Bryggen in Bergen", zeigen.


    NACHTRAG für Interessierte zum nachlesen über die konfliktbeladene aber auch fruchtbare Beziehung des Hansekontor in Bryggen und den Norwegern: Hansische Geschichtsblätter "Das Bergener Kontor im Mittelalter", PDF direkt zum runterladen. ACHTUNG: Nur die ersten beiden Seiten sind auf Englisch, der Rest in Deutsch.


    Beste Grüße, Uli

  • Muss ja auch nicht sein.


    Du hattest aber nach weiteren Möglichkeiten gefragt. Fassaden waren ja vorher schon genannt. Wirtschaftliche Macht kann man auch durch Münzen oder Warenspeicher u.ä. aufzeigen.

    Ach so, ich hatte dich so verstanden, dass dies zu sehen sein muss, sorry.


    Zum Problem, wie ich Bryggen zeige: Eine historische Stadt ist so, wie sie ist. Als Amateur kann ich, wie du schreibst, keine Beleuchtung geschweige denn Schauspieler oder sonstwas mitbringen.


    Deshalb suche ich nach Möglichkeiten wie ich mit meinen Mitteln - Brennweite, Perspektive und Kamerabewegung - die Verhältnisse zeigen kann. Ein paar habe ich genannt. Vielleicht kommen noch ein paar Ideen.


    Beste Grüße, Uli

  • Nun, da gelten halt die ganz normalen "Gesetze" dieser Parameter.

    Und dazu gibt es dutzende Erklärungen im Netz oder als Buch. Insoweit muss man das hier eigentlich nicht endlos wiederkauen.


    Deshalb vielleicht nur als schnelle Anregung, da die meisten ihre Kamera wohl doch eher "in Augenhöhe" (oder Brust), also in Normalperspektive halten. Eine Abweichung davon kann aber eben eine große Wirkung erzeugen.

    • "Von unten" lässt (nicht nur) Gebäude größer, mächtiger, und ggf. berohlicher erscheinen.
    • "Von oben" drückt das Ganze eher, kann aber halt auch für eine Übersicht sorgen.
      Nur hat man halt im Urlaub selten einen Kamerakran, oder eine Stehleiter dabei.
      Deshalb ja auch meine Anregung zur öffentlichen Treppe, oder z.B. dem Balkon eines Restaurants/Hotels.
    • "Schräge" Ansichten (Dutch Angle) haben meist eine desorientierende Wirkungen und sind z.B. aus dem Fim noir bekannt.
      Der dritte Mann" dürfte ja wohl jedem bekannt sein.


    Und ähnliches gilt halt auch für die Wirkung der Brennweite, oder die Ausführung von Kamerabewegungen und die "Arbeit" mit Schärfe/Unschärfe, bzw. Licht. Das sind halt Grundlagen die jeder kennen sollte, und an die man sich auch ab und zu erinnern muss.


    Und da dies alles quasi in beliebiger Kombination angewendet werden kann, gibt es auch unendliche Möglichkeiten. Mit diesen kann und sollte man durchaus auch "spielen". Das ist ja grade die "Kunst" bei der Sache.


    Allerdings sollte man dabei auch beachten, dass man es mit deren Einsatz nicht übertreibt. Sonst geht die Wirkung auch verloren.

    In der Fotografie ist das auch noch etwas anders. Denn Fotos werden halt i.d.R. als Einzelstück betrachtet. Im Film stehen die Einstellungen immer in einem Zusammenhang.


    Nur halte ich es eben auch für nicht sinnvoll sich hier im Forum darüber in theoretische Debatten zu versuchen. Aowas müsste man allein, oder eher noch besser in einer Gruppe ausprobieren um die Wirkung am Objekt auch zu sehen und zu vergleichen.


    Für die Fotografie gab es da früher (und vielleicht auch heute noch ) z.T. auch geführte Exkursionen, in denen diese Dinge "geübt" wurden. Die VHS könnte sowas ggf. noch anbieten.


    Gruß

    Peter

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  • In der Fotografie ist das auch noch etwas anders. Denn Fotos werden halt i.d.R. als Einzelstück betrachtet. Im Film stehen die Einstellungen immer in einem Zusammenhang.


    Das ist der große Unterschied zwischen Film und Foto, Einstellungen welche als Foto "wirken" und Stimmung transportieren können als Video ziemlich langweilig wirken.



    Für die Fotografie gab es da früher (und vielleicht auch heute noch ) z.T. auch geführte Exkursionen, in denen diese Dinge "geübt" wurden. Die VHS könnte sowas ggf. noch anbieten.


    Für die Fotografie gibt es sowas öfters, nicht nur von der VHS sondern auch von anderen Anbietern, teilweise angeboten von Fotogeschäften oder auch im Internet.


    Geht in allen möglichen Preislagen, vom Tageskurs über einige hundert Euros bis hin zu Angeboten "10 Tage fotografieren auf Fuerteventura oder in Paris o.ä." für mehrere tausende Euros Kursgebüren plus Reisekosten und Übernachtung....


    Für Video gibt es sowas kaum bis gar nicht. Vielleicht eine Marktlücke?


    Ich selbst war bereits mehrfach auf Kursen für Videojournalismus wo es neben journalistischen Themen auch intensiv um Kamerarbeit, Einstellungsgrößen aber auch Lichtsetzung usw. geht - auch um die Wirkung von Bildern, den Schnitt usw. - und das war immer mit praktischen Übungen und auch Demonstrationen verbunden.


    Daher kann man einige rudimentäre Sachen per Buch oder hier in Foren oder auch per (Lern)Video vermitteln, aber ohne eigene praktische Erfahrung bringt das eher weniger....

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  • Daher kann man einige rudimentäre Sachen per Buch oder hier in Foren oder auch per (Lern)Video vermitteln, aber ohne eigene praktische Erfahrung bringt das eher weniger....

    Ich bin nochmal das Material und die damalige Situation durchgegangen. Allein, dass ich es aufgeschrieben habe, brache eine gewisse Klarheit im Kopf: Was mache ich, wenn ich die Bedeutung eines Gebäudes mit der Kamera herausstellen will. Das wird mehr Vorbereitung und etwas mehr Zeit bei der Aufnahme erfordern. Wird nicht sofort alles klappen, aber Übung hilft.


    Bedanke mich für die Beteiligung.


    Beste Grüß, Uli

  • Vielleicht nicht ganz am Thema vorbei:

    Ich habe einen kleinen Film über einen Abschnitts des Rheins erstellt. https://youtu.be/DVxS7ArtCjA

    und der NDR mit Judith Rakers einen langen Film:

    Wunderschön! : Spektakulärer Rheinsteig – Wandern zwischen Burgen, Wein und Loreley | ARD Mediathek

    Da sieht man die Möglichkeiten einer (meiner) privaten Möglichkeiten und das was entsteht wenn eine Redaktion ein Thema vorbereiten kann. Und ich finde in beiden Filmen zT gleiche Aufnahmen.

    Will damit auch sagen: wir machen alles.... Profis machen ihre einzelnen Aufgaben.

    Damit ist aber der private Film, der ja auch im wesentlichem in einem eher privaten Umfeld gezeigt wird, nichts falsches. Und speziell zu Bergen: mit relativ jungen Jahren war ich dort und hatte mir das angeschaut ohne einen Funken von vorab Information. Trotzdem entstand da eine nicht so schlechte DIA Serie

  • ...aber ohne eigene praktische Erfahrung bringt das eher weniger....

    So sehe ich es halt auch.


    Man muss Dinge bewusst ausprobieren. Also die Wirkung von Brennweiten, Perspektiven, Schärfeebenen usw. "erforschen". Nur braucht es dazu halt auch Zeit, die man sich nehmen muss.


    Ich denke, der Vorteil der heutigen digitalen Fotografie (und des Filmens) jederzeit schnell, einfach und preiswert Bilder machen zu können, ist auch ihr größer Nachteil. Denn dadurch läuft alles "schnell, schnell" und es werden kaum noch Überlegungen zum Motiv oder dem "technischen Vorgang" angestellt.

    Das Bild ist nichts geworden? - oh Mist, na dann machen wir schnell noch eins - auch wieder ohne nachzudenken, irgendwann wird es schon ok sein.

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  • ...

    Deshalb suche ich nach Möglichkeiten wie ich mit meinen Mitteln - Brennweite, Perspektive und Kamerabewegung - die Verhältnisse zeigen kann. Ein paar habe ich genannt. Vielleicht kommen noch ein paar Ideen.

    Hallo Uli,


    ich mache mal einen konkreten Vorschlag (wichtig: mit Ton!):


    https://youtu.be/lUcPE-FepRY


    Ist nicht gelistet. Nur als Diskussionsbeitrag, kann jeder von euch auch! Wahrscheinlich sogar besser.:beer:


    Gruß Jürgen


    ps bitte sage mir, ob ich es löschen soll, es sind ja deine Bilder!

  • Ich mache mal einen konkreten Vorschlag (wichtig: mit Ton!):

    Ja, genau, in die Richtung.


    Da gab es noch weitere Stuben und Lager-/Wohnräume, die interessant sind. Kombiniert mit passender Musik, dein Beispiel, und Voicover kann man ein Stück Atmosphäre über die damaligen Lebensbedingungen rüberbringen.


    Wir sind täglich an Bryggen vorbeigekommen und haben, wenn es aufriss, schnell ein paar Fotos gemacht.


    Doch als wir Videos aufnehmen wollten, schüttete es und wir waren in gefühlt hunderte Kreuzfahrturlauber mit Regenschirmen eingekeilt. In zwei Räume war kein durchkommen, weil die Touri-Führer ihre Gruppen durchschleusten... Und wie gesagt, weil ich genervt war und kein Konzept im Kopf hatte, wurden die Aufnahmen nichts.


    Beste Grüße, Uli

  • Ein Beispiel, wo es mir nur so halb gelungen ist, Architektur einzufangen.


    Im dänischen Aarhus steht ein moderner Wohnkomplex namens „Eisberg“ („Isbjerget“). Das Architekturbüro CEBRA hat sich einen schwimmenden Eisberg als Vorbild genommen. Sie haben ein verschachteltes, an verschobene Eisschollen erinnernde Wohnskulptur geschaffen.


    Neben der besonderen Ausstrahlung hat der „Isbjerget“ auch Besonderheiten:

    • Einmal sind die einzelnen angeschrägten Gebäude gegeneinander verschoben. Dadurch können relativ viele Bewohner das Meer sehen. Die Architektur schafft mehr Sichtachsen, als bei herkömmlichen Häusern, siehe Grafik.
    • Zum anderen bewegen sich die Gebäude wie Eisschollen, wenn man mit der Kamera mobil ist. Durch Bewegung der Kamera verschieben sich die nahen Gebäude schneller als die weiter hinten stehenden. Es entsteht der Eindruck eines wogenden Eisberges.

    Damit ist klar, was ich machen muss: Einmal Standpunkt so wählen, dass die Sichtachsen halt sichtbar werden. Zum anderen den Kamerablickwinkel so wählen, dass sich bei einer Seitwärtsbewegung die vorderen, mittleren und hinteren Häuser relativ unterschiedlich zueinander "bewegen".


    Beides habe ich mangels klarem Konzept nicht gut hinbekommen. War auch unsere erste Station, entsprechend erschöpft waren wir noch. Nur, das hilft dem Zuschauer nicht.


    Ich habe den 60 Sekunden Film schon einmal hier eingestellt.


    "Aarhus The Iceberg"


    Konzept der Sichtachsen:

    Eisberg.jpeg


    Beste Grüße, Uli