Nutzt ihr auch Rotoscoping?

  • Mir ist aufgefallen, dass derzeit beim FCP-Schnitt ein wahrer Rotoscoping Hype läuft. Durch das KI-Tool mRotoAI von MotionVFX ist das noch leichter und präziser als mit dem Rotopinsel von AfterEffects oder MagicMask von DaVinciResolve.


    Leider wird das ganze nur als Paket im Abo angeboten.


    Macht ihr euch die Mühe Schrift hinter Personen zu platzieren. Leute oder Gegenstände ähnlich Greenscreen per Rotoscoping auszuschneiden?


    Bisher sah ich sowas hier im Forum noch nicht. Was haltet ihr von solchen Spielereien?

  • Was haltet ihr von solchen Spielereien?

    Wie bei allem anderen auch kann es nett sein, wenn da auch eine wirkliche Idee/Notwendigkeit dahinter steckt.

    Aber wie Du schon selbst schreibst, löst das leider oft einen "Hype" aus, well sich aber auch wirklich jeder genötigt fühlt irgendwelche Effekte, die grade "In" sind an jeder unpassenden Stelle einzusetzten.


    Ich denke da z.B. an diesen "Glitch"-Kram, bei dem man oft nie so richtig weiß, ist das jetzt tatsächlich beabsichtigt, oder doch ein ungewollter Bildfehler.... :teufel:


    Für wesentlich vernünftiger halt ich es, wenn man sich selber überlegt, welcher Ablauf an eine bestimmte Stelle passt und wie man diesen realisieren kann. Vielleicht löst man ja damit sogar einen Hype aus.... ;)



    Gruß

    Peter

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  • Macht ihr euch die Mühe Schrift hinter Personen zu platzieren. Leute oder Gegenstände ähnlich Greenscreen per Rotoscoping auszuschneiden?

    Wie Peter schreibt, meist werden solche Techniken als Inhaltsersatz genutzt nach dem Motto: Guck mal, was ich tolles kann. Erinnert euch and die Morphing-Welle.


    Für Werbe- oder Industriefilmer usw. kann Rotoscoping bisweilen sinnvoll sein.


    Beste Grüße, Uli

  • Nein, ich mache so etwas nicht. Wäre für meinen Content auch Blödsinn, weil ich ja Schriften etc. ohnehin im 3D-Raum platzieren kann. Abgesehen davon verwende ich kein FCP und habe bisher auch in DVRS nicht mit Masken/Rotoscoping gearbeitet.

    Greetings,
    ro_max


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  • Gut man kennt Rotoscoping jetzt für Personen, die auf einmal vor Schriften stehen sollen und solche Sachen. Man kann es aber auch kreativ nutzen, um beispielsweise den grauen Himmel gegen einen blauen Himmel mit Schäfchenwolken zu ersetzen. Die Bildtrennung heller Himmel gegenüber dunkler Landschaft funktioniert ja recht gut.


    Oder das Wildschwein aus dem Wald rennt auf einmal durch die Gassen der Stadt. Der Jogger aus der Stadt rennt auf einmal durch den eigentlich leeren Wald.


    Wie auch sonst mit KI sind da viele Szenarien denkbar. Oder mache 10 Tieraufnahmen im Zoo mit Löwen, Steinböcken, Tigern, Elefanten und anschließend laufen die alle die Rampe der Arche Noah hoch. Man kann sich viele Geschichten für sowas einfallen lassen jenseits von Krimi und Reisedoku.

  • Man kann es aber auch kreativ nutzen, um beispielsweise den grauen Himmel gegen einen blauen Himmel mit Schäfchenwolken zu ersetzen.

    Ja, kann man damit machen.


    Oder das Wildschwein aus dem Wald rennt auf einmal durch die Gassen der Stadt. Der Jogger aus der Stadt rennt auf einmal durch den eigentlich leeren Wald.


    Wie auch sonst mit KI sind da viele Szenarien denkbar. Oder mache 10 Tieraufnahmen im Zoo mit Löwen, Steinböcken, Tigern, Elefanten und anschließend laufen die alle die Rampe der Arche Noah hoch. Man kann sich viele Geschichten für sowas einfallen lassen jenseits von Krimi und Reisedoku.

    Da wäre eine KI wie z. B. MidJourney besser.


    Nur, KI wie MidJouney sind Werkzeuge. Aber für was?


    Denn diese Frage kannst nur du beantworten: Was willst du mit deinem Film sagen?


    Wenn die Aussage, die Geschichte klar ist, dann wählst du die passenden Werkzeuge für deinen Film aus. Sonst rennt dein Jogger spektakulär aber letztlich sinnlos durch einen künstlichen Wald.


    Beste Grüße, Uli

  • Ja, damit lässt sich bestimmt auch viel machen.


    Nur (m.M.) es muss halt irgendeinen zum Film/Video passenden Sinn ergeben.

    Wenn Du Deinen Jogger (auf einem Laufband aufgenommen) jetzt z.B. bei wechselndem "Hintergrund" kontinuierlich laufend auf Sightseeintour durch eine Stadt schickst, wäre das sicherlich ein netter Gag.


    Die Frage ist halt nur, wann, wo und vor allem wie oft man das dann einsetzten möchte. Eine Überfrachtung mit irgendwelchen "Spezial-FX", nur weil man diese eben gekauft hat, macht einen Film auch nicht grade besser.


    Und man muss bei diesen Sachen - ähnlich wie ja auch schon bei Green-/Blue-Screen - auch darauf achten, dass das Material aufnahmetechnisch wirklich zueinanderpasst.

    Um beim Joggerbeispiel zu bleiben: es sieht sehr furchtbar aus, wenn die Sonne auf der Straße rechts steht, das Gesicht aber von links ausgeleuchtet ist.


    Gruß

    Peter

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  • Man kann es aber auch kreativ nutzen, um beispielsweise den grauen Himmel gegen einen blauen Himmel mit Schäfchenwolken zu ersetzen.

    Das geht mit Resolve auch ganz gut.

    Beste Grüsse;
    Es kommt darauf an wie kreativ man mit der Kamera umgeht, nicht wie teuer sie ist...

  • Das Beispiel mit dem Jogger auf dem Laufband durch verschiedene Städte. Sowas ähnliches gab es als Musikvideo von Xavier Naidoo: „Dieser Weg“


    Mit Computeranimationen angereichert.


    Musikvideos und „Kunst“ sind auch dankbare Abnehmer für Rotoscoping, aber auch Greenscreen.


    Wobei ich es für verlockender halte mit normalen Hintergründen Rotoscoping zu machen als sich teuer einen Greenscreen + Ausleuchtung anzuschaffen. Dazu braucht man ja mal wirklich Platz/Studiofläche.


    So gesehen würde ich inzwischen Rotoscoping als den „Taschengreenscreen“ des „kleinen Spielbergs“ bezeichnen.


    Wo man mit den StarWars Teilen 1-3 Wegen noch unperfekter Computergrafik gewartet hat un zunächst 4-6 gedreht hat, so könnte man das heute mit dem Rotoscoping als neues Zeitalter bezeichnen.


    Die Technik der Tonstudios, die in die Heimstudios eingezogen ist, ist beim Rotoscoping inzwischen beim Hobbyfilmer angekommen.


    Bin mal gespannt wann wir hier erste Gehversuche entdecken können. Ich finde die Entwicklung jedenfalls ganz spannend zu beobachten.


    Zumal Bluescreen und Greenscreen sind in Hollywood inzwischen auch überholt von Gigantischen Displays, die computergenerierte Landschaften direkt mit Highlights auf dem Filmset reflektieren.

  • Oder wenn auf einmal eine Eule oben in der Kirchenfassade sitzt. Einfach mal so gemacht, ob es jemand merkt. Und über den dunklen Kirchhof huscht eine schwarze Katze.


    Ich denke mal, dass zukünftig auch im Krimi das ein oder andere Ereignis ohne teuren Tiercoach einfach mal zur Verdichtung der Stimmung in den Film hineinrotoscopiert werden wird.

  • Die Technik der Tonstudios, die in die Heimstudios eingezogen ist, ist beim Rotoscoping inzwischen beim Hobbyfilmer angekommen.


    Bin mal gespannt wann wir hier erste Gehversuche entdecken können. Ich finde die Entwicklung jedenfalls ganz spannend zu beobachten.

    Spannend ist das, keine Frage.


    Im semi- wie im -professionellen Bereich wird die KI sicher eingesetzt und einige Filmer werden sie kreativ zu nutzen wissen. Sie bekommen plötzlich Werkzeuge in die Hand, von denen sie früher nur träumen konnten


    Bei uns Hobbyfilmern fürchte ich, dass die Schere zwischen dem technisch möglichen und der Anwendung immer weiter auseinanderklafft.


    Beispiele:

    • Als Schärfentiefe mit DSLRs / DSLMs plötzlich für kleines Geld zu haben war, jubelten alle: Endlich filmen wie die Großen. Doch in nur ganz wenigen Hobbystreifen wurde die Schärfentiefe auch filmisch, im Sinne der Story, eingesetzt.

      Dagegen habe ich tausende Vorgarten- und Ferien-Filme gesehen, wo die Schärfentiefe ohne Sinn über das Gras, den Zaun oder den Strand kroch - weil man es konnte.
    • Speed Ramp: Seit per Knopfdruck Bilder beschleunigt werden können, rasen wir im Point-of-View-Shot die Allee runter, um anschließend die Schöne per Orbitalflug zu umkreisen. Effekte um des Effektes willen.
    • Gimbals: Als sie erschwinglich wurden, bewegten viele das Bewegtbild noch mehr. In jeder Einstellung schwebte die Kamera, auch wenn jemand nur nachdachte. Denn, Gedanken bewegen sich doch auch, oder?

    Um von der Technik um der Technik Willen wegzukommen, müsste man fragen:

    • Was kann ich mit der neuen Technik besser ausrücken als zuvor?
    • Wozu eignet sich welche Technik?

    Beste Grüße, Uli

  • Bei uns Hobbyfilmern fürchte ich, dass die Schere zwischen dem technisch möglichen und der Anwendung immer weiter auseinanderklafft.


    Beispiele:

    • Als Schärfentiefe mit DSLRs / DSLMs plötzlich für kleines Geld zu haben war, jubelten alle: Endlich filmen wie die Großen. Doch in nur ganz wenigen Hobbystreifen wurde die Schärfentiefe auch filmisch, im Sinne der Story, eingesetzt.

      Dagegen habe ich tausende Vorgarten- und Ferien-Filme gesehen, wo die Schärfentiefe ohne Sinn über das Gras, den Zaun oder den Strand kroch - weil man es konnte.
    • Speed Ramp: Seit per Knopfdruck Bilder beschleunigt werden können, rasen wir im Point-of-View-Shot die Allee runter, um anschließend die Schöne per Orbitalflug zu umkreisen. Effekte um des Effektes willen.
    • Gimbals: Als sie erschwinglich wurden, bewegten viele das Bewegtbild noch mehr. In jeder Einstellung schwebte die Kamera, auch wenn jemand nur nachdachte. Denn, Gedanken bewegen sich doch auch, oder?


    In Deiner Aufzählung fehlt definitiv die Drohne! Als da die ersten für den Hobbyanwender erschwinglichen filmenden Drohnen auf den Markt kamen gabs überall nur noch Luftbilder...

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  • Also ich frage mich auch, ob es denn wirklich notwendigt ist, z.B. einen blauen Schäfchenwolkenhimmel zu faken?

    Sind wir den wirklich schon derart oberflächlich geworden, dass eine vielleicht nicht ganz so spektakuläre, aber natürliche Wetterlage für uns unerträglich geworden ist?


    Klar, wenn man jetzt in einer Aufnahmeserie einen Clip einbauen möchte, der, weil z.B. an einem anderen Tag entstanden, eine deutliche Abweichung zu den anderen darstellt, so ist es folgerichtig diesen anzupassen. Aber alles was uns einfach irgendwie nicht gefällt aus allen Aufnahmen zu verbannen, nur weil es heute technisch möglich ist, finde ich schon sehr bedenklich.



    Gruß

    Peter

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    Rest ist private Meinung

  • Hallo,

    Macht ihr euch die Mühe Schrift hinter Personen zu platzieren. Leute oder Gegenstände ähnlich Greenscreen per Rotoscoping auszuschneiden?

    Teilweise ja, wenn es für mich Sinn macht. In Filmszenen habe ich das schon vereinzelt eingesetzt. Da geht z.B. die Kirchetür auf und dahinter wartet dann schon ein "Herzlich Willkommen"-Schriftzug (After Effects CS6). Früher habe auch schon mal mit Ulead's Cool3D-Studio einen Schriftzug durch eine Straße durchziehen lassen.

    Während Corona haben wir ein Krippenspiel als "Bildershow" produziert. Da wurden wegen der gesetzlichen Auflagen Personen einzeln vor einer weißen Wand fotografiert und anschließend vor passenden Kullissen wieder zusammen gesetzt. Da wurden zudem auch einige Hintergründe bei Tag fotografiert und später auf Nacht getrimmt. Den Engeln wurde außerdem ein entsprechendes Leuchten verpasst. Das ging, da ausschließlich Bilder mit Photoshop.

    Oder bei einem Anspiel zum Thema "Advent" kam auch ein wenig After Effects zum Einsatz: Die "Adventslichter" erscheinen plötzlich im Raum, die Kerzen werden per "Übertragung" angezündet. Es ist nicht perfekt geworden, teilweise sieht man den Fake. wenn es interessiert: https://www.youtube.com/watch?v=OrW1Tq5JUng ab 09:05min. Das "Sounddesign" dabei hat ein Freund von mir gemacht. (Der schlechte Ton war bedingt durch die Kirche)

    Sind aber echt eher einfache Dinge. Hat mir aber Spaß gemacht und mein Wissen erweitert. :)
    Und klar: je besser die Möglichkeiten in Software wird, desto mehr wird man, also auch ich, es nutzen. Aber es muss halt für mich auch Sinn machen. :yes:

    Grüßle,
    Steve

  • Leider sind wir selber der entscheidende Engpass für die Gestaltung eines guten Films. Mit noch mehr Möglichkeiten sind wir eben noch mehr überfordert oder zumindest anders.

    Dirk