Weißabgleich und ISO-Werte - automatisch oder manuell?

  • (Ich habe dieses Thema aus dem Thread "Kameras mit 10Bit und hoher, nativer ISO" abgetrennt.) Uli



    Das Problem mit der Offenblende hatte ich letztens beim Filmen der Feier zu einer Goldenen Hochzeit auch. Das hat zwar nichts mit nativem ISO zu tun - aber die Auswirkung ist gleich. Ich hatte Belichtungszeitpriorität "S" (1/100 sec. bei 50p) und ISO Auto 100 - 8000 ISO eingestellt. Die Kamera wählt prinzipiell den niedrigsten ISO-Wert und stellt damit zwangsweise Offenblende ein. Beim Schnitt habe ich bei vielen Aufnahmen dann die von Wolfgang beschriebenen Probleme gesehen - des Öfteren geringe Tiefenschärfe und auch deutlich mehr Fokusprobleme im Lowlight.


    Frage nun: wie umgeht man dieses Problem? Belichtung auf manuellen Modus (M) mit 1/100 sec., Blende 6,3 z.B. und ISO Auto oder was würdet ihr machen ?


    Bei meiner damaligen GX10 habe ich bei solchen Einsätzen nicht ISO Auto gewählt sondern manuell eingestellt - aber bei der hatte man die Belichtungsanzeige ( -3 -2 -1 0 +1 +2 +3) im Sucher im Blick. und konnte bei laufender Aufnahme an einem günstig gelegenen Drehrad nachstellen. Im Prinzip würde das bei der A 6700 auch gehen, aber umständlicher.

  • Um die Belichtung konstant zu halten, würde ich manuell arbeiten. So bleiben Schärfentiefe via Blende und Bewegungsunschärfe via Verschlusszeit fest. Sie bestimmen den Helligkeits- und Bewegungseindruck der Aufnahmen.


    Sollte sich die Helligkeit dramatisch ändern, würde ich bei einer Sony die ISO vorsichtig manuell ändern. Aber nicht alles angleichen, ein schummeriges Eck sollte schummerig bleiben.


    Nur wenn es hektisch ist und die Helligkeit stark wechselt, würde ich eine automatische ISO-Einstellung wählen. Hängt aber von der Kamera ab.


    Die Farbtemperatur würde ich manuell auf einen festen Wert einstellen. Sonst versucht die Automatik alles auf eine neutrale Farbstimmung abzugleichen.


    Bewusst gewählte Farben würden so auf neutral getrimmt. So lasse ich zum Beispiel bei Nachtaufnahmen oft die Kelvin auf Tageslicht, damit das warme Licht und die besondere Stimmung bei Nacht erhalten bleiben.


    Beste Grüße, Uli

  • Frage nun: wie umgeht man dieses Problem? Belichtung auf manuellen Modus (M) mit 1/100 sec., Blende 6,3 z.B. und ISO Auto oder was würdet ihr machen ?

    Genau so mache ich es fast immer.

    Zusätzlich ist bei mir der Farbabgleich immer auf einen festen Wert eingestellt, meistens Sonnenlicht, oder halt abends in geschlossenen Räumen auf Kunstlicht.

  • Kann man Eure Kamera nicht auf Unendlich stellen?

    Beste Grüsse;
    Es kommt darauf an wie kreativ man mit der Kamera umgeht, nicht wie teuer sie ist...

  • Um die Belichtung konstant zu halten, würde ich manuell arbeiten. So bleiben Schärfentiefe via Blende und Bewegungsunschärfe via Verschlusszeit fest. Sie bestimmen den Helligkeits- und Bewegungseindruck der Aufnahmen.


    Sollte sich die Helligkeit dramatisch ändern, würde ich bei einer Sony die ISO vorsichtig manuell ändern. Aber nicht alles angleichen, ein schummeriges Eck sollte schummerig bleiben.


    Der variable ND von Sony ist hier genial - diese Funktion habe ich an meiner FS5 geliebt.


    Blende und Verschlusszeit fix, ISO ebenfalls und der automaticshe ND hat die Helligkeit ausgeglichen....

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  • Der variable ND von Sony ist hier genial

    Leider gibt's den bei der A 6700 nicht. Die Canon GX10 hatte einen eingebauten ND; damit ließ es sich auch gut arbeiten.

  • Ein fixer Farbtemperaturwert (oder genauer: 3. einer für innen, einer für aussen, einer für Mischlicht) macht auf jeden Fall Sinn. Ebenso lasse ich die ISO ungern schwanken.


    Weil ich schon gefragt worden bin, was ich hier überlege: nun, ein neues System kommt für mich erst im Zuge einer kleinen Produktionsfirma in betracht. Aber da hier weitere Schritte offen sind, evaluiere ich erst.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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  • Nochmal zum Punkt "fester Weißabgleichwert".

    Bei meinen älteren Kameras habe ich leider immer wieder feststellen müssen, dass bei manuell eingestelltem Kelvinwert am Ende nicht das im Video zu sehen war, was auf dem Monitor angezeigt worden ist; die Unterschiede waren manchmal richtiggehend ärgerlich. Bei der A 6700 habe ich das noch nicht ausprobiert; muss ich wirklich mal nachholen.


    Beim Testen eben habe ich aber gesehen, dass der auf dem Bildschirm angezeigte AWB viel schlechter mit der Wirklichkeit übereinstimmt, als wenn ich über Kelvin selbst einstelle - aber wie gesagt: Darstellung auf dem Bildschirm.


    Darum die Frage - stellt ihr den festen WB nach optischen Eindruck auf dem Bildschirm ein oder stellt ihr einen "theoretischen" festen Wert ein und korrigiert ggf. per Color Grading.


    Zweite Frage:

    Ich hatte ja schon des Öfteren festgestellt, dass der AWB nicht immer gute Ergebnisse bringt. Das ist vor allem im Lowlight der Fall; bei schönstem Wetter funktioniert das dagegen gut. Nun kann man ja auch im Menü den AWB manuell nachregeln (Farbverschiebung innerhalb dieses Farb-Kästchens). Manchmal kommt man aus Zeitgründen ja nicht an der Nutzung des AWB vorbei weil's schnell gehen muss. Ist also eine Korrektur des AWB sinnvoll oder sollte man das besser lassen, weil es auch danach nicht immer stimmt.


    Danke im Voraus für eure Hinweise; das Thema ist mir ziemlich wichtig.

  • Darum die Frage - stellt ihr den festen WB nach optischen Eindruck auf dem Bildschirm ein oder stellt ihr einen "theoretischen" festen Wert ein und korrigiert ggf. per Color Grading.

    Ich stelle einmal nach dem Kelvin-Werte ein und korrigiere diesen dann nach dem persönlichen Eindruck auf dem Bildschirm, nutze also beides.


    ABER, da weiche ich, wie schon erwähnt, bisweilen deutlich von den Standardwerten ab. Die Kelvin-Einstellung richtet sich nach dem, was ich zeigen will. Siehe Beispiel Tageslicht-Kelvin bei Nachtaufnahmen in meinem vorherigen Beitrag oben.


    Da gibt es keine exakten Werte, die man einstellen kann. Da ich eher selten die Kameras wechsele habe ich nach ein paar tausend Aufnahmen ein gutes Gefühl, wie das Bild auf dem Kameramonitor nachher auf dem großen Bildschirm aussehen wird - Übungssache.


    manuell nachregeln (Farbverschiebung innerhalb dieses Farb-Kästchens).

    Dort geht es um die Feineinstellung des Weißabgleichs für die Farben Rot und Blau. Also wie die Kamera diese Farben grundsätzlich sieht.


    In dem Koordinatensystem kannst du auf der Blau-Gelb-Achse (in 0,5 Schritten und auf der Grün-Magenta-Achse (in 0,25 Schritten) den Weißabgleich feintunen.


    Deshalb würde ich diese Einstellung nicht ständig wechseln, wäre in der Praxis auch viel zu umständlich.


    Beste Grüße, Uli

  • Ich habe eben nochmal etwas experimentiert und folgendes festgestellt:


    1. Bei der A 6700 deckt sich die Darstellung auf dem Bildschirm mit der Wirklichkeit sehr gut

    2. Einstellung AWB und ISO Auto bringt zu dunkle und farblich nicht gut abgestimmte Videos

    3. Fester Kelvinwert (bei mir im Arbeitszimmer 4500 K) und manuell eingestellter ISO (bei "S" 1/100 sec und 50p) bringt deutlich bessere Ergebnisse

    4. bei "M" Shutter 1/100 sec. 50p, Blende 6,3 Kelvin 4500 und ISO 5000 sieht die Aufnahme am besten aus. Trotz recht hohem ISO-Wert ist die Schärfe besser und das Bild wirkt klarer.


    Das ist eine hilfreiche Erkenntnis für mich.

  • Und von dem ganzen "Zauber" sind nur die S-Log/RAW-Filmer betroffen?

    Beste Grüsse;
    Es kommt darauf an wie kreativ man mit der Kamera umgeht, nicht wie teuer sie ist...

  • Darum die Frage - stellt ihr den festen WB nach optischen Eindruck auf dem Bildschirm ein oder stellt ihr einen "theoretischen" festen Wert ein und korrigiert ggf. per Color Grading.

    Auch meine BMD Pocket 6K liegt unter Umständen mit dem AWB ab und zu daneben. Insbesondere bei schlechten Verhältnissen, wie Gegenlicht.


    Deshalb habe ich mir auf meinem iPhone die App LSP.Evo installiert. Diese misst nicht nur die Kelvinwerte, sondert liefert auch jede Menge sonstige Informationen zum gemessenen Licht.

    Natürlich kontrolliere ich damit nicht ständig alles. Aber grade bei solchen Gelegenheiten, wie Du sie schliderst, würde es sich lohnen da vorher mal zu messen.


    Und ich verwende halt auch oft "feste" Werte (mache eigentlich alle Einstellungen manuell), teilweise sogar beruhend auf eine erste AWB-Messung, solange sich die Situation nicht großartig ändert.


    Abweichungen werden dann eben in der Post korrigiert.

    Wobei Edius hierfür auch einen sehr guten Filter (3-Wege-Farbkorrektur) besitzt, bei dem man im Bild die Punkte Schwarz / Weiß / (neutral) Grau "zeigt" und der Filter dann selbstständig die Korrektur vornimmt. Das haut (auch ohne KI) wirklich sehr gut hin.




    Deine zweite Frage verstehe ich so, dass Du da für den AWB einen Korrekturwert vorgeben kannst.

    Also die über AWB in der Kamera verwendete Einstellung dann immer z.B. 200 Kelvin höher liegt, als die Messung ergab.


    Das bringt m.E. nur dann etwas, wenn die Kammera immer den gleichen "Messfehler" hat, oder Du zumindest genau weißt, mit welcher Abweichung in einer bestimmen Lichtsituation zu rechen ist. Hier müsste das also eigentlich zuvor mit bestimmten Lichtwerten und einer geeichten Grau- oder Farbkarte genau ausgemessen werden.


    Ändert sich dann aber im Zuge Deiner Aufnahmen die Lichtsituation wieder, und Du vergisst die Korrektur zurückzunehmen, bzw. auf die geänderte Situation anzupassen, hast Du den gleichen Murks, nur an anderer Stelle.

    Aus dem Grunde wäre ich damit zumindest sehr vorsichtig.



    Gruß

    Peter

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    Rest ist private Meinung

  • rod

    Hat den Titel des Themas von „Weiß- und Farbabgleich automatisch oder manuell?“ zu „Weißabgleich und ISO-Werte - automatisch oder manuell?“ geändert.
  • Das Display mancher Kameras - wie der Blackmagic Pocket - ist kalibrierbar. Und war bei mir völlig farblich daneben. Und man braucht auch kalibrierte Monitore an der Kamera - zB SmallHD oder Atomos Einheiten. Und am Schnittplatz kalibrierte Schnittmonitore.


    Sonst kann man gar nichts sagen.


    Und mit konstanten Farbtemperaturwerten zu arbeiten, ist eine gute Idee.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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  • Ja, bei der FS7 gibt es im EI Mode nur 3 fixe Farbtemperaturen. Die man im Setup verstellen kann.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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  • Ich nutze bei meinem Camcorder Sony AX700 seit längerem weitestgehend die manuellen Einstellungen. Erleichtert wird das dadurch, dass ich mittels einer vorbelegten Funktionstaste eine Blendenautomatik habe. Zeit (1/50) und Gain (0db) bleiben fest (alles für Tageslicht), die Blende kann ich dann per Tastendruck entsprechend einstellen. Klappt hervorragend - außer, wenn ich bestimmte Blendenwerte nutzen will. Dann muss eben der Gain manuell angepasst werden.

    Was den Weißabgleich angeht, so folge ich hier dem Rat eines Youtubers, der (für Tageslicht-Aufnahmen) empfohlen hat, den Mittelwert zwischen Sonne und Wolken einzustellen - also 6000 K.

    Auch das hat sich z.B. in Thailand bestens bewährt, wenn sich z.B. während der Aufnahme eine Wolke vor die Sonne geschoben hat.

    Für spezielle Situationen hat dieser Camcorder vordefinierte Einstellungen, die man nutzen kann - oder man belässt es auch im Abendlicht oder bei Straßenlampen-icht bei den 60000 K und passt die Farben ggf. in der Post noch an.

    Fazit: Auf diese Weise bin ich bei manuellen Einstellungen fast so schnell wie andere mit Automatik, was bei Rundreisen mit Reisegruppe bisweilen sehr vorteilhaft ist.

    Gruß aus dem Ahrtal! Michael

  • Sonst kann man gar nichts sagen.

    Hm, zumindest kann man nach seinen Vorstellungen graden, wie in Post Nr. 9 beschrieben.


    Wo das aber meist nicht geht, wenn z. B. Kunstwerke in den originalen Farben dargestellt werden sollen.


    Beispiel: Künstlerhaus mit Statuen drinnen wie draußen im Garten. Die Kunstwerke hatten feine Farbabstufungen. Bedeckter Himmel und viel Pflanzengrün, das Licht mit entsprechendem Farbstich. Da habe ich nach einer Stunde am Monitor aufgegeben, obwohl ich eine neutralweiße Fläche im Testbild hatte.


    Die Lösung ist eine Farbtafel, die bei der Aufnahme als Referenz mit in einem Testbild aufgenommen wird. In meinem Fall ein Spyderchecker 24, geht auch jede andere gute Farbtafel.


    In Davinci Resolve habe ich dann die Farben mit der Color Match-Funktion ausgemessen und die originalen Farben blieben erhalten.


    Andreas Abb hat hier ein launiges Video dazu gemacht: "Perfekte Farbkorrektur mit Color Charts (Davinci Resolve)"


    Beste Grüße, Uli

  • Und was sollen bitte die „eigenen Vostellungen“ sein, wenn man gar nicht sicher sein kann, ob man dem (verstellten) Monitor/Sucher/Display aufsitzt?

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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  • Und was sollen bitte die „eigenen Vostellungen“ sein, wenn man gar nicht sicher sein kann, ob man dem (verstellten) Monitor/Sucher/Display aufsitzt?

    Nun, wie ich schrieb: "Da ich eher selten die Kameras wechsele habe ich nach ein paar tausend Aufnahmen ein gutes Gefühl, wie das Bild auf dem Kameramonitor nachher auf dem großen Bildschirm aussehen wird - Übungssache."


    Beste Grüße, Uli

  • Auf Übung und Gefühl alleine verlasse ich mich schon deswegen nicht, weil sich sowohl die Farbtemperatur des Lichtes bei der Aufnahme ändert. Und die verschiedenen, unterschiedlich verstellten Sichteinheiten dann auch noch unterschiedlich sein können.


    Das ist schon schwer genug, wenn man mit kalibrierten Sichtgeräten arbeitet.

    Lieben Gruß,
    Wolfgang


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